Die altehrwürdige katholische Islam-Kritik ist bis auf Restbestände verschwunden. Der Heilige Thomas von Aquin setzte sich in der „Summa contra gentiles“ mit den „Muselmanen“ auseinander. Papst Pius II. trommelte zum Kreuzzug gegen die „Sekte“ Mohammeds und beauftragte den Theologen Juan de Torquemada mit der Abfassung eines antiislamischen Traktats. Lange Zeit überwogen Gegensätze.
Papst Pius II. trommelte zum Kreuzzug gegen die "Sekte" Mohammeds
Der Philosoph Robert Spaemann schreibt im zweiten Band der „Meditationen eines Christen“: „In diese Geschichte gehört der tausendjährige Abwehrkampf der christlichen Zivilisation gegen den islamischen Imperialismus, die Erzählung von Karl Martell und der Schlacht von Tours und Poitiers, vom Sieg der Christen in der Seeschlacht von Lepanto mit Don Juan d'Austria, begleitet vom Rosenkranzgebet der ganzen Christenheit. Schließlich die Rettung Wiens durch den Prinzen Eugen und den König von Polen. Und so geht es weiter […].“
Zweites Vatikanum begegnete Muslimen mit Hochachtung
Versöhnlich zeigte sich dagegen das Zweite Vatikanum, das den Muslimen mit Hochachtung begegnete. Als Ereignis mit beträchtlichen symbolischen Wirkungen kann die Regensburger Rede Papst Benedikts XVI. 2006 gelten. Das Kirchenoberhaupt zitierte den byzantinischen Herrscher Manuel II., der Gewalttaten der Anhänger Muhammads beklagt hatte.
DT/mee
Thilo Sarrazin rückt das Thema "Islamkritik" mit seiner neuen Streitschrift in den Mittelpunkt des Diskurses. Wo die katholische Islam-Kritik geblieben ist, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 6. September.