In einem hatte Sergej Prokofjew nicht recht: dass es in seiner Oper „Der feurige Engel“ kaum Theologie gebe. Der russische Symbolismus eines Waleri Brjussow – der Autor des Romans, auf dem das Libretto fußt – steckt voll mit Themen aus Religion und Christentum, die sich nicht auf den Dualismus von Reinheit und Verderbtheit, auf Dämonenlehren und Magie, auf Christus-Identifikation und Antichrist-Faszination beschränken lassen. Denn der Symbolismus als übersteigerte Romantik will in die Welt jenseits unserer empirischen Erfahrung eindringen, versucht, das wahre Leben hinter den falschen Gaukeleien unserer Sinne zu entdecken, will Kunst und Leben so verschmelzen, dass das Leben selber zur Kunst und die Kunst zum Leben wird – und damit ...
Verzückt durch schwarze Schwingen
Sergej Prokofjews „Der Feurige Engel“ entpuppt sich in Weimar als von theologischen Fragen gefülltes Meisterwerk. Von Werner Häussner