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Trotz - eine der edelsten Regungen der Seele

Warum Trotz nicht immer schlecht ist, der Teufel wirklich existiert und das Deutsche dem Englischen vermutlich doch überlegen ist.
Eine Würdigung des Trotzes
Foto: Marko Novkov (107232934) | Trotz bildet im Leben eines Kindes eine Phase zwischen der schlechthinnigen Abhängigkeit des Kleinkindes und der autonomen Freiheit des Erwachsenen.

Trotz ist eine der edelsten Regungen der menschlichen Seele. Diese Aussage mag zunächst verwirren, betrachten wir Trotz für gewöhnlich eher als negative Eigenschaft, die wir vor allem bei Kindern antreffen. Tatsächlich sind trotzige Kinder und Jugendliche alles andere als ein angenehmer Umgang, niemand wollte das bestreiten.

Trotz erfüllt im Leben der Kinder einen wichtigen Zweck

Dennoch erfüllt der Trotz im Leben der Kinder einen wichtigen Zweck: Er bildet eine Phase zwischen der schlechthinnigen Abhängigkeit des Kleinkindes und der autonomen Freiheit des Erwachsenen, er wird zu einem Zeichen des Drangs nach innerer und äußerer Unabhängigkeit. Dass diese Haltung für die jeweilige Umwelt eher lästig und störend ist, hängt damit zusammen, dass der persönliche und intellektuelle Reifungsprozess mit dem inneren Ruf nach Freiheit zumeist nicht Schritt hält, der Betroffene also oft auf seiner eigenen Position besteht, ohne über Sinn und Zweck dieser Forderung angemessen reflektiert zu haben.

Das innere Wachstum der 68er ist dem äußeren nicht gefolgt

In so einem Fall sprechen wir zu Recht von kindischem Trotz und klassifizieren ihn auch zu Recht als negativ. Natürlich kommt diese Form des Trotzes durchaus auch bei Erwachsenen vor, also bei Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten. Wenn sie sich dennoch so verhalten, dann, weil ihr inneres Wachstum dem äußeren nicht gefolgt ist. Frühere nannte man diese Menschen 68er, aber sie treten zu allen Jahrzehnten und allen Jahrhunderten auf. Dennoch waren und sind die Studenten der 68er-Bewegung ein solch gelungenes und nahezu perfektes Beispiel für dieses Verhalten, dass wir es uns an dieser Stelle zum Zwecke der Illustration nicht entgehen lassen wollen.

Eine Reflexion von Sebastian Moll rund um das schöne Wort „Doch“ lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 8. November. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

DT

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