Der griechische Nationalstaat entstand im 19. Jahrhundert maßgeblich mit deutscher, genauer bayerischer Hilfe. In München wurde die Kasse jenes Bundes verwaltet, der die Befreiung der Griechen von der türkischen Herrschaft erstrebte. Das intellektuelle Europa, namentlich Lord Byron, dachte philhellenisch. Nicht zuletzt der kunstsinnige König Ludwig I. begeisterte sich für das antike Hellas und schmückte München mit griechischen Tempeln. Den Rebellen sandte er Offiziere und Geld, schrieb selbst Gedichte wie „Trost an die Hellenen“. 1829 räumte er jenen Griechen, die die Kämpfe in ihrer Heimat nach Bayern verschlug, die Kirche am Salvatorplatz als orthodoxes Gotteshaus ein und ließ junge Griechen auf seine Kosten erziehen.
„Trost an die Hellenen“
Ein Gespenst geht um in Europa: Kehrt der vertrieben geglaubte Ungeist des Nationalismus zurück? Die gemeinsame Währung sollte den Kontinent nach den Vorstellungen ihrer Väter zusammenschweißen, aber in der Schuldenkrise brechen alte Vorurteile unter den Völkern wieder auf. Eine bittere Ironie der Geschichte, deren bessere Kenntnis aber auch Hoffnung liefern kann. Während sich gerade zwischen Athen und Berlin die Feindseligkeit aus der Zeit der Weltkriege erneut breit macht, zeigt ein Blick ins 19. Jahrhundert, wie die Griechenland-Hilfe damals funktionierte. Von Theo Schwarzmüller