Die Christen haben es in Europa zusehends schwerer, in der politischen Öffentlichkeit gehört, verstanden und akzeptiert zu werden. Zuletzt deutlich wurde dies bei der heftigen Medienschelte an Papst Benedikt XVI. nach dessen Aufhebung der Exkommunikation für vier Bischöfe der Piusbrüder. Darin kam das Selbstbewusstsein einer säkularen Gesellschaft zum Ausdruck, die der Kirche, die in den Personen von Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. so erfolgreich war, dass von einer Renaissance der Religion die Rede ging, nicht länger diesen Anspruch einer führenden öffentlichen Orientierungsmacht zugestehen will.
Serie Zivilreligion: Glaube und Politik heute
– Teil 2: Hermann Lübbe, emeritierter Professor für Philosophie und politische Theorie an der Universität Zürich. Für diesen Beitrag überarbeitete der Autor eigens für „Die Tagespost“ seinen Aufsatz „Zivilreligion. Definitionen und Interessen“, in: Rolf Schieder (Hrsg.): Religionspolitik und Zivilreligion. Baden-Baden 2001, Seiten 23–35. Der Beitrag erschien am 4. Juli.