Der Romantitel hält zart besaitete Leser auf Sicherheitsabstand. Mit „Back to Blood“ hat der Grandseigneur des „New Journalism“ Tom Wolfe ein weiteres seitenstarkes und unkonventionell formuliertes Sittengemälde der amerikanischen Gesellschaft vorgelegt. Aufwändige Milieustudien sind eine Spezialität des 83-Jährigen, und auch die Lust an polemischen Wortschöpfungen ist ihm noch nicht vergangen. Die deutsche Übersetzung schwelgt in übermütigen Wortzusammensetzungen: „Rathauslebenslängliche“, „Probezeitpenner“ und „Gewerkschaftskobolde“. Wolfgang Müller flicht in seine tadellose Übertragung kubanisches Spanisch, amerikanischen Slang und Kreolisch ein.
Schrilles Sittengemälde
Manche Episode taugt als Beichtspiegel: Tom Wolfe schildert in „Back to Blood“ lateinamerikanische Einwanderer in Miami. Von Regina Einig