Die Mittelpunktstellung des Menschen in der neuzeitlichen Geistesgeschichte erwies sich als theoretisch unanfechtbar. Leonardo da Vincis vitruvianischer Mensch mit seinen wohlgeformten Proportionen, der mit der mittelalterlichen Theozentrik radikal gebrochen hatte, visualisierte mit diesem ikonographischen Paukenschlag im späten 15. Jahrhundert die Emanzipationsgeschichte der Moderne. Indessen wandelten sich erst ab der Französischen Revolution die rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Strukturen spürbar. Die Ereignisse von 1789 begleitete ein beispielloser „Kult des Menschen“ (Papst Paul VI.). Ihn umgaben mehr und mehr ideologische Beiwerke. Hier liegen die Wurzeln eines Phänomens, das man als Humanitarismus ...
Pferdefuß der reinen Menschheitsliebe
Gibt es nichts über dem Menschen? Die Diskussionen über die Aktualität des Humanitarismus nehmen an Fahrt auf. Von Felix Dirsch