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Ohne Bildungsbürger zerfällt Europa

Der kulturpolitisch gewollte radikale Abbau an den Universitäten und die gesellschaftliche Geringschätzung der Geisteswissenschaften gefährdet den vielbeschworenen Diskurs über Werte und Wertegemeinschaft. Wenn eine humanistische Kultur durch die Allmacht des ökonomischen, bourgeoisen Nutzengedankens abgelöst zu werden droht, müssen die Alarmglocken schrillen – gerade mit Blick auf Europa. Von Christoph Böhr

Foto: INT | Im Mittelalter beherrschten im Abendland große Lehrer wie Thomas von Aquin und die Studenten an den Universitäten europaweit eine gemeinsame Grammatik des Geistes, mit deren Hilfe sie gleichermaßen die Argumente des Gegners wertschätzen wie die eigenen schärfen lernten (disputatio) – das brachte eine intellektuelle europäische Blüte empor, was nicht allein an Latein als der gemeinsamen Sprache, der sogenannten franca lingua lag. Dieses Erbe verspielt der Wissenschaftsbetrieb von heute – allein dieses Wort Wissenschaftsbetrieb spricht Bände. Lange ist es auch schon her, dass die damalige „Deutsche Bundespost“ Thomas von Aquin (Ausriss Briefmarke) und damit dieser Idee der Bildung die Ehre erwies.

Seit rund einem halben Jahrhundert gehört es im westlichen Europa zum guten Ton, den Begriff der Bildung zu verunglimpfen. Deren frühere Wertschätzung sei nichts anderes gewesen, so wird behauptet, als eine Ersatzhandlung – eine das Gefühl von Hochnäsigkeit und Stolz beflügelnde Einstellung des in Deutschland nie zur Politik zugelassenen Bürgers. Was lag da näher, als Bildung nur noch in der Form des Beiwortes zu nennen: als Eigenschaft des machtlosen, entmündigten, von den Entscheidungen über den Lauf der Welt ferngehaltenen Bürgertums – als Bildungsbürgertum eben.

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