Den letzten Abend seines jüngsten Projektes „VIA INTOLLERANZA II“ bei den Münchner Opernfestspielen Ende Juni konnte Christoph Schlingensief (Foto: dpa) schon nicht mehr selbst durchstehen. Der Krebs hatte ihn zu sehr geschwächt. Am Ende der Aufführung spielte die deutsch-afrikanische Schauspieltruppe seine Live-Schlussperformance per Film ein. Da schrie Schlingensief in echter Todesangst, dass 95 Prozent der Weißen das Bild von Afrika bestimmten, „obwohl wir uns selbst nicht helfen können“. An diesem Samstag gab es für ihn keine Hilfe mehr. Mit 49 Jahren starb der Regisseur in Berlin. In dem verzweifelten Schrei schien auch etwas existenziell Großes durch: Es war Schlingensiefs Ringen um die innere Wahrhaftigkeit.