Nein, es falle ihm nicht schwer, von der Welt Abschied zu nehmen, versicherte der Sterbende dem Priester, der an seinem Krankenbett im lombardischen Abbiategrasso weilte. Er gehe gerne, denn nichts sei mehr wie früher, klagte Antonio Gasparone (1793–1882), nichts mehr wie in den „guten alten Zeiten“, als noch der Kirchenstaat seine Heimat gewesen sei. Das Bekenntnis Gasparones lässt aufhorchen, ja verwundert, wenn man bedenkt, dass der berühmt berüchtigte Räuberhauptmann fast fünf Jahrzehnte in päpstlichen Gefängnissen – Rom, Civitavecchia, Spoleto und Civita Castellana – inhaftiert gewesen war.
Menschenverachtende Pfaffenherrschaft?
Am 20. September 1870, vor 140 Jahren also, marschierten die Truppen König Viktor Emanuels II. in die Ewige Stadt ein. Nach mehr als 1 000 Jahren verloren die Päpste die weltliche Herrschaft über Rom und Teile Mittelitaliens. Und die war besser, als die antiklerikale Legende es wollte. Von Ulrich Nersinger