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Mein Tagesposting: Eine hl. Messe ohne Handy?

Erhebet die Herzen und nicht die Handys. Von Eduard v. Habsburg
Eduard v. Habsburg
Foto: Archiv | Eduard von Habsburg ist Botschafter Ungarns am Heiligen Stuhl.

Jetzt hat Papa Francesco also wirklich von Handys gesprochen. Er hat gemeint, man solle keine solchen während der Messe zücken und gar Fotos machen. Erhebet die Herzen und nicht die Handys. Dass man so einen Handy-Schnappschuss in einer heiligen Messe im Petersdom machen kann, kann ich schon verstehen. Psssst… ich habe sogar schon selber mal einen gemacht, aber nur, um meine Twittergemeinde zu beglücken – Ehrenwort. Doch als der Papst von Handys in der Messe sprach, hatte ich sofort ein schlechtes Gewissen wegen etwas ganz anderem, und zwar wegen des Handys in der ganz normalen alltäglichen Messe.

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wer von ihnen schaltet sein Handy aus, wenn er in die Kirche hineingeht? Ach, verstehe, Sie schalten auf lautlos? Warum eigentlich? Richtig, man muss ja erreichbar sein… auch während der Messe? Wirklich? Dieser enorm wichtige Anruf… Damit man einfach zwischen Predigt und Gabenbereitung mal kurz nachchecken kann…??

Noch schlimmer ist es, wenn man, wie ich häufig, vor der Messe „vergisst“, das Handy auszuschalten und es auf Summen gestellt ist. Zugegeben – Summen ist immer noch besser, als dass im stillsten Moment der Messe plötzlich laut ein Schlager-Klingelton losdudelt, und man hektisch beginnt, sein Handy in den Taschen zu suchen, um es auszuschalten – aber trotzdem. Da sitzt oder steht man in der Kirche und folgt gerade dem Evangelium oder der Predigt, und plötzlich summt es in der Tasche. Man wird unwillkürlich kribbelig. Vielleicht war das Summen ja ein ganz wichtiger Anruf? Vielleicht wäre es geradezu lebensnotwendig, jetzt sofort zu reagieren? Und schon ist die Aufmerksamkeit weg, und es bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: entweder man schaut sofort nach, oder das Summen nistet sich irgendwie im Hinterkopf ein und entwickelt dort ein Eigenleben, überdeckt viele andere Geräusche – und auch die Texte und Lieder der Messe. Außerdem: Wussten Sie, dass Menschen, die eine Handy-Entzugskur machen, manchmal nach einigen Tagen beginnen, ein Phantom-Summen in ihrer Tasche zu spüren, obwohl sie gar kein Handy dabei haben?

Und deswegen – genug gesummt! Was, wenn Sie einmal ein Experiment machten? Und das Handy einfach zu Hause ließen, bevor Sie in die Messe gehen? Ich will ja nicht vorschlagen, das Handy am Sonntag gar nicht einzuschalten, das ist wahrscheinlich gar nicht möglich; aber man muss einmal die Erleichterung erlebt haben, wenn man von diesem symbiotischen kleinen Wesen für mehr als eine Stunde getrennt ist. Besonders während der Messe, wo wir versuchen sollten, die Stimme Gottes zu hören und weniger dem Brabbeln des Smartphones nachzuhängen. Das hat nämlich die Eigenschaft, uns sogar nervös zu machen wenn es ausgeschaltet in der Tasche steckt. Und wir haben während der Messe beileibe genug mit unseren eigenen Gedanken zu ringen, als dass wir noch eine Ladung Handy-Präsenz dazutun sollten.

Schwierig? Nun, am Ende ein Geständnis: ich habe das noch nie versucht. Das Handy vor dem Aufbrechen zur Messe zu Hause zu lassen. Wie wäre es? Wollen wir es im Advent einfach mal zusammen versuchen? Damit es ein wenig „die stade Zeit“ werden kann – auch in der Messe?

 
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