Die innenpolitische Instrumentalisierung in Deutschland hat sofort eingesetzt nach dem Massenmord und Bombenattentat des 32-jährigen Norwegers Anders Behring Breivik mit mehr als 90 Toten in Oslo und auf der Insel Utoya am vergangenen Freitag. In einer Welt, wo mit Hilfe der neuen Informationstechnologien jeder an jedem Ort zu jeder Zeit gleichzeitig und live an ein- und demselben Ereignis teilhaben kann, entsteht in dieser globalen Konkurrenzsituation der Medien der Zwang, dieses Ereignis nicht mehr nur allein faktisch zu melden, sondern mit der Meldung sofort auch schon eine Deutung, eine Einordnung, ein Urteil mitzuliefern.
Konditionierte Reflexe
Das Attentat von Oslo ist – paradigmatisch in den Medien etwa beim ZDF – sofort innenpolitisch instrumentalisiert worden, bevor nähere Einzelheiten überhaupt bekannt waren und sind. Zuerst lösten die Bilder die Assoziation vom islamistischen Hintergrund aus, dann die vom Rechtsextremismus, für den sich selbst die CSU und Horst Seehofer verantworten sollten. Dabei wäre es so wichtig, gerade in diesem Fall sich Zeit für die Reflexion zu lassen. Von Johannes Seibel