Joachim Gauck ist ein Bürgerrechtler aus der DDR. Schon debattiert das Feuilleton, was es für das deutsche Selbstverständnis heißt, wenn bald Bundeskanzlerin und Bundespräsident Protestanten nordostdeutscher DDR-Herkunft sind. Dabei schwingt bei den „Wessis“ öfter ein erstaunter bis ärgerlicher Unterton mit. Als ob damit der alte, vermeintlich mehr katholische Westen der Republik und seine Eliten politisch abgehängt seien. Dass die Kandidatur eines Bürgerrechtlers aus der DDR für das Amt des Bundespräsidenten aber auch die Erfüllung einer Verheißung für im Westen der Republik geborene und sozialisierte Bürger sein kann, wird übersehen.
Joachim Gauck – auch für einen Westler die Erfüllung einer Verheißung
Für manche, die in der alten Bundesrepublik in den achtziger Jahren sozialisiert wurden, war der Typus DDR-Bürgerrechtler ein Sehnsuchtsmensch. Von Johannes Seibel