Im Rückblick liest sich die Lebensgeschichte Johnsons wie ein Kitschroman. Auf jeden Fall ist sie nicht untypisch für eine Epoche, die längst selbst Geschichte geworden ist: Die Verwerfungen durch Nationalsozialismus und Nachkriegszeit, die deutschen Hoffnungen hüben und drüben, Enttäuschung, Elend, Verrat, Wohlstand. Alles Geschehene verändert sich mit den Zeitläufen. Wie hohl klingen heute die sozialistischen Phrasen, wo wir wissen, wie menschenverachtend die Ostblock-Regimes tatsächlich waren – doch wir können daran ermessen, wie menschenverachtend die Phrasen des Turbokapitalismus sind. Die Mutmaßungen und Ansichten von damals haben Patina angesetzt.
Im Dickicht gehaltloser Phantasmagorien
Der Schriftsteller Uwe Johnson starb vermutlich in der Nacht auf den 24. Februar 1984 in Sheerness of Sea, in England – Er galt als einer der bedeutendsten deutschen Nachkriegsautoren. Von Burkhardt Gorissen