An den Tag, an dem ihr Mann Soldat wurde, konnte sich Hildegard Henske zeitlebens gut erinnern. „Heute kam der Einberufungsbescheid“, heißt es im Tagebucheintrag der gebürtigen Berlinerin vom 27. September 1939. Ein trauriger Tag. Die Kinder, damals neun und drei, wollen nichts essen, sie spüren, dass etwas in der Luft liegt, schreibt Hildegard Henske. Etwas, das sie in ihrer heilen Welt bis dahin nicht erlebt hatten, so deutete die Tagebuchschreiberin ihren Eintrag nach dem Krieg. Hildegard Henskes Mann Eugen, Jahrgang 1904, gehörte als Sparkassenangestellter zu den ersten, die ihren blauen Angestelltenanzug gegen Wehrmachtsgrau tauschen und in eine der damals vielerorts eilig hochgezogenen Kasernen ziehen mussten.
Im Angesicht der Bedrohung
Den Ausbruch des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 nahmen Deutsche und Schweizer höchst unterschiedlich wahr: Während die einen in die Schlacht zogen, schufen die anderen aus Überlebensgründen paradoxerweise bereits die Grundlagen ihres heutigen Wohlstandes. Dazu bot man deutschen Literaten Asyl. Von Benedikt Vallendar