Stärke und Grenze des vorliegenden Buchs liegen in dem Versuch, die Geschichte von Orient und Okzident als Geschichte des Austauschs und der wechselseitigen Inspiration zu lesen, nicht als Geschichte von Abgrenzungen, Kriegen und Konflikten. Dieser Perspektivenwechsel ist keineswegs singulär oder neu, läuft aber dem seit der Jahrtausendwende anschwellenden Trend entgegen. Die These des Autors, „ein modern orientierter ,Europäer‘ und ein ebenso modern orientierter ,Orientale‘“ hätten „mehr Berührungspunkte miteinander als mit Teilen ihrer eigenen Kultur“, klingt zwar sympathischer als die phobischen Anklage- und Rechtfertigungstiraden seit 9/11, setzt das Werk aber dem Verdacht des Wunschdenkens aus: ...
Historische und moderne Projektionen
Georg Mayrhofer sucht das Gemeinsame und Verbindende in der Geschichte von Orient und Okzident. Von Stephan Baier