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Happy Halloween

Der Weg ins Unchristliche. Von Burkhardt Gorissen
Halloween auf Burg Frankenstein
Foto: dpa | Weltweit rüsten sich die Halloween-Fans mit ihrem neuesten Grusel-Look. Die spirituellen Implikationen werden ignoriert.

Happy Halloween“, schallt am 31. Oktober wieder durch unsere Straßen. Einschlägige Magazine und Revolverblätter quellen über vor blutrünstigen Styling-Tipps. Jeder versucht den Horror des anderen zu toppen.

Promis machen es auf dem roten Teppich vor, sie mutieren zu Zombies mit Mega-Horrormaul und Reißzähnen. Damit sind nicht die Botox-verunstalteten Starvisagen gemeint, obwohl Hollywood und Halloween eineiige Zwillinge sind, alles ist Maske, wenn man sein Gesicht verloren hat. „Happy Halloween“, das sind abgehackte Köpfe, zerfetzte Gliedmaße, aufgeschlitzte Bäuche, aus denen Gedärm quillt, Schädel, vom bluttriefenden Beil zerspalten. Angst, Eiter, Ekel. Schreie hallen durch die nächtlichen Straßen, die sich in ein Grusellabyrinth verwandeln, echte Schockmomente inklusive. Ein Szenario aus einem Horrorfilm? Schlimmer vielleicht, Szenen aus einem Krieg?

Tatsächlich gibt es Kriegsfotos, vor allem aus dem 1. Weltkrieg, die vom Senfgas zerfressene Gesichter zeigen, die den Halloween-Masken von heute nicht unähnlich sehen. Oder zerfetzte Leiber toter Soldaten, deren Schrei im Stahlgewitter erstarb. Plötzlich bekommt das Schiller-Wort aus dem Monumental-Epos „Die Glocke“ wieder eine aktuelle Bedeutung: „sie treiben mit Entsetzen Scherz“. Was denkt eigentlich ein syrischer Migrant, der dem Entsetzen des Krieges entkommen ist, beim Anblick des Halloween-Wahns? Einmal mehr zeigt sich hier die Fragwürdigkeit des Politisch-Korrekten. Es lebe der Horror! Galt der Spaß am Verkleiden bis vor wenigen Jahren als rein karnevalistisches Vergnügen, gibt es Einladungen zu Mummenschanzorgien inzwischen schon beim geringsten Anlass. Kein Wochenende ohne Motto-Partys, keine Geburtstagsfeier ohne Narrenkappe, kein Urlaub ohne lärmendes Abfeiern. Zu den wichtigsten Events des ganzjährigen Verkleidungsmarathons gehört neben dem Karneval der CSD und Halloween. Letztere von den LBGT-Aktivisten zu offiziellen Feiertagen erklärt. In der Diktatur der guten Laune und des schlechten Geschmacks wird alles auf Fete gestylt.

Dabei liegt der Ursprung von Halloween gar nicht im Abfeiern. Der Name leitet sich vom „All Hallows Evening“ ab, dem Abend vor Allerheiligen. Samhain, so der keltische Name, markierte das Ende des Sommers und gehörte zu den vier großen jahreszeitlichen Festen der Kelten. Dabei ging es vor allem um eines: Schwarze Magie. Die anderen Feste, Imbolg, am 1. Februar und Lughnasadh, am 1. August, sind heute nur noch in dämonischen Zirkeln des Neuheidentums präsent. Bekannter ist Beltane, der Hexensabbat vom 30. April auf den 1. Mai, in Goethes „Faust“ als Walpurgisnacht bezeichnet.

Die Kelten feierten und fürchteten ihre Götter – und ihrer war Legion. Teutates, der Gott des Krieges und der Künste, allen Asterix-Lesern nicht unbekannt, gehört in ihren Götterhimmel, ebenso Cernunnos. Sein Name bedeutet „der Gehörnte“. Nicht schwer zu erraten, wer er in Wirklichkeit ist. Cenn Crúach fordert seinen Tribut zu Samhain. Übersetzt bedeutet sein Name „blutiger Kopf“. So lässt sich immerhin der Blutdurst an Halloween erklären. Um Cenn Crúach zu besänftigen, brachten die Kelten ihm nicht nur Tier-, sondern auch Menschenopfer. Dabei handelte es sich um zuvor ausgewählte Kinder, Jungfrauen und junge Männer. Sie wurden wie Opferlämmer geschlachtet, ihr Blut in Trinkschalen oder Kelche gefüllt und getrunken, bevor man ihr Fleisch von den Knochen riss, so als handele es sich bei den Ritualteilnehmern nicht um Menschen, sondern um wilde Tiere. Ein Kannibalismus dieser Art ist in heidnischen Mysterienkulten nicht unüblich. Man erhoffte sich, so übermenschliche Kräfte erlangen. Den Kelten ging es zudem darum, diesseitige Grenzen zu überwinden, um über die Elfenhügel in die „Anderswelt“, das Jenseits zu gelangen. Die „Pforten der Wahrnehmung“ waren durch Rauschdrogen und das orgiastisch-magische Treiben geöffnet. Glich es dem Tanz auf dem Vulkan unserer Tage? Vielleicht, nur war es nicht von Perversion und Dekadenz durchtränkt, sondern von einem Dämonen- und Irrglauben. Alles in allem ein grausamer Spuk. Erst als die Menschen in Christus den wahren Heiland entdeckten, verschwand das heidnische Blendwerk. Doch die chtonischen Kulte waren nicht vernichtet, sie existierten im Untergrund und in den Hexenkonventen fort. Später flammten sie in den magischen Zirkeln der Renaissance wieder auf und erneuerten sich in der Neuzeit. Aus der finsteren Melange des heidnischen Geisterglaubens, der kryptischen Blutbrunft antiker Mysterien und dem Kabbala-getränkten Satanismus der Gnostiker, entwickelten Okkultisten wie Martines de Pasqually oder Eliphas Levi im 18. und 19. Jahrhundert ein System heidnischer Rituale mit stark sexualmagischer Komponente. Über den Golden Dawn und diversen anderen Okkultlogen irrlichterte dieser Spuk in elitären Kreisen herum und fand Eingang in die Kultur des 20. Jahrhunderts, insbesondere in die Popkultur.

Die momentan grassierende Mode der makabren Leichenfledderei mit Horror, Zombie-Clown und Totenkopfmasken, ist kein Spaß. Mit jedem Jahr steigert sich das Medienspektakel weiter, als ob eine finstere Macht die Menschheit zum Abgründigen verführen wollte. Dass Satan inzwischen ein Emblem der Popkultur geworden ist, macht die Sache nicht besser. Halloween ist nichts anderes als das Fest des Bösen. Das Gerede von einer kathartischen Wirkung ist ebenso verlogen wie die anderen Glückseligkeitsversprechen der Gleichmachungsideologen. Wer darin eine Vorbereitung auf die große Orgie der Endzeit vermutet, liegt jedenfalls nicht ganz falsch. Kinder und Jugendliche werden an schreckenerregende Masken und Kostüme gewöhnt. Ein politisch korrektes pädagogisches Spiel sozusagen, wie Kondomüberstreifen auf einen Holzpenis in der Grundschule.

Völlig auf Kosten von Halloween geht das Nikolausfest. Interessierte Kreise setzen offenbar alles daran, es als politisch unkorrekt darzustellen. Eine metaphorische Figur wie der „Zwaarte Piet“ wird in Holland mit Rassendiskriminierung gleichgesetzt. So betrachtet könnte man auch das schwarze Feld im Yin-Yang ebenso als rassendiskriminierend darstellen. Tatsächlich geht es darum, christliche Feste zu diskreditieren. Dabei lehrt Nikolaus das Teilen von Hab und Gut mit den Armen. Der Halloween-Slogan „Süßes oder Saures“ entspricht hingegen der Friss-oder-stirb-Philosophie unserer Zeit. Entweder du gibst mir was ich will, oder du kriegst meine Faust zu spüren und ich demoliere dein Haus. Was geht in einer Gesellschaft vor, in der ein solcher Satz gesagt werden kann, ohne dass das Böse und Verachtende der Aussage auch nur ansatzweise begriffen wird? Übrigens, die beiden keltischen Mysterientage Walpurgisnacht und Halloween werden mittlerweile in fast jedem Kalender aufgeführt.

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13.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig