Schon den ganzen Tag stand die Luft. Stickig-bleierne Gewitterluft. Die letzte Woche war ungewöhnlich warm gewesen. Doch jetzt verbarg sich die Sonne, zuvor tagelang Garant sommerlicher Temperaturen. Dieser 16. Mai 2018, ein Mittwoch, besaß alle Attribute eines grauen Novembertages, abgesehen von der drückenden Schwüle. Der Mai jedenfalls ließ sich nur am zarten Grün der Blätter erahnen, auf die, alle paar Stunden, leichter Nieselregen fiel. Nichts Ungewöhnliches also. Regen war am Niederrhein zu allen Jahreszeiten ein treuer Begleiter und verlieh dem flachen Land, in dem Kirchtürme, eingezirkt von Kopfweiden und Windmühlen, die einzigen Erhöhungen waren, einen Hauch melancholischer Fragilität. Dagegen halfen auch die kuriosen Choräle ...
Glauben im Sturm
Der Tornado in Viersen war nicht die erste Katastrophe dieser Art am Niederrhein: Bereits seit 127 Jahren wird immer am 1. Juli in einer kleinen Kapelle bei Boisheim eine feierliche Messe zum Dank für Gottes Schutz bei einem ähnlichen Sturm gefeiert. Von Burkhardt Gorissen