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Forschungsprojekt über Christen in der DDR sorgt für Kontroverse

„Nicht geplatzt“: Ein Thüringer Forschungsprojekt über Christen in der DDR soll neu geplant werden.
Kontroverse um Forschungsprojekt zu Christen in der DDR
Foto: Sebastian Kahnert (dpa-Zentralbild) | Auch Ulrich Neymeyr, Bischof des Bistums Erfurt, sowie die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, betrachteten das Forschungsvorhaben als gescheitert.

Mit einem Forschungsprojekt sollte die Diskriminierung von Christen in der DDR erforscht werden. Die Arbeitsgemeinschaft „Christen, Kirchen und andere christliche Religionsgemeinschaften im DDR-Unrechtsstaat“ hatte das Forschungsvorhaben „Bildungswege von Christinnen und Christen in der DDR nach dem Mauerbau – Staatliche Repressionen und biografische Folgen“ angeregt; die Thüringer Landesregierung wollte dies als Beitrag zur Aufarbeitung des SED-Staates ansehen.

Auch der Erfurter Bischof Neymeyr betrachtete Projekt als gescheitert

Nach ersten Pressemeldungen vom vergangenen Wochenende galt das Projekt als gescheitert, weil die Thüringer Aufbaubank das Förderprogramm abgelehnt habe. Auch Ulrich Neymeyr, Bischof des Bistums Erfurt, sowie die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, betrachteten das Forschungsvorhaben als gescheitert, wie der BistumsPressedienst Erfurt am 4. November erklärte.

Auf Anfrage der „Tagespost“ bei der Thüringer Aufbaubank zeigte sich die Leiterin der Pressestelle, Maret Montavon, erstaunt über die Anfrage zur Förderung; die Bank fördere nur wirtschaftliche Industrieprojekte in Thüringen und da passe solch ein Thema nicht. Jedoch habe nicht die Aufbaubank das Projekt abgelehnt, sondern eine unabhängige Programmkommission mit Professoren aus ganz Deutschland.

Thüringer Staatskanzlei bekräftigt Unterstützung des Forschungsvorhabens

Auch nach Ansicht des Leiters des Katholischen Büros in Erfurt, Claudio Kullmann, gehe man einschließlich des Bischofs davon aus, das Projekt sei gescheitert. Die Thüringer Staatskanzlei habe den Kirchen, die hier nur beratende Funktion hätten, versichert, es werde mit der Finanzierung durch die Thüringer Aufbaubank keine Probleme geben. Die Kirchen seien skeptisch gewesen.

In einer Medieninformation der Staatskanzlei Thüringen wurde auf Anfrage erklärt, die Staatskanzlei bekräftige die Unterstützung des Forschungsvorhabens. Solche Aufarbeitung müsse stattfinden, sagte Kulturstaatssekretärin Babette Winter. Das Projekt könne daher nicht als „geplatzt“ angesehen werden, wie Medien berichteten, betonte Wissenschaftsstaatssekretär Markus Hoppe.

Projektantrag war nach zwei Fachgutachten nicht förderungswürdig

Nach der Medieninformation war der Projektantrag nach zwei Fachgutachten der Thüringer Programmkommission nicht förderungswürdig, im April 2019 könne aber ein überarbeiteter Antrag gestellt werden. Inzwischen wird das Thema auch in den Parteien in Thüringen diskutiert. Wurde mit der Suche nach Finanzierung des Forschungsprojekts schlicht der falsche Weg eingeschlagen, wie es auch die Thüringer CDU-Fraktion sieht? Die Kirche muss nicht unter dem Dach des Staates forschen.

DT/ari

 

Mit einem Forschungsprojekt sollte die Diskriminierung von Christen in der DDR untersucht werden. Warum das Projekt bei vielen für gescheitert gilt und wie groß dennoch die Chancen auf eine Umsetzung sind, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 08. November.

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