Es ist noch nicht lange her, da war landauf, landab die Klage zu hören, dass Europa – als politischer wie als kultureller Begriff – im Windschatten der öffentlichen Aufmerksamkeit dümpelt. Und diese Klage war zweifellos berechtigt. Noch vor drei, vier Jahren gab es eine Berichterstattung über Brüssel in den großen Nachrichtensendungen des deutschen Fernsehens kaum. Das nun hat sich grundlegend geändert. Der Bericht aus Brüssel steht heute nicht selten am Beginn einer Nachrichtensendung – kein Wunder bei den fast wöchentlichen, jeweils als „historisch“ angekündigten Gipfeln der Regierenden.
Europas Wahrheit
Ein europäischer Krisengipfel jagte 2011 den anderen. Die Frage, welches Ziel jenseits der Rettung des Euro dieses hektische Treiben verfolgt, wurde nicht beantwortet. Ein kultureller Begriff Europas wird gar nicht mehr als Mangel empfunden. Dabei könnte gerade dieser Begriff dem tagesaktuellen Treiben wieder entscheidenden Halt geben. Der selige Papst Johannes Paul II. wusste das noch. Von Christoph Böhr