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Film „Gottes General“: Erbitterter Kampf für die Glaubensfreiheit

Der Kampf der mexikanischen „Cristeros“ gegen antiklerikale Gesetze als epischer Film: „Gottes General“ erscheint als DVD. Von José García
Foto: Pandastorm | General Gorostieta (Andy Garcia) kämpft gegen antikirchliche Gesetze.

Ein dunkles, kaum bekanntes Kapitel in der Geschichte Mexikos: Die Regierung von Plutarco Elías Calles (1924–1928) verschärfte die antikirchlichen Bestimmungen der Verfassung von 1917. Im Jahre 1926 erließ er ein Gesetz, nach dem die konfessionellen Schulen geschlossen und ausländische Priester ausgewiesen werden sollten. Kleriker durften nicht als solche erkennbar in der Öffentlichkeit auftreten. Geistlichen, die sich kritisch gegen die Regierung äußerten, drohte das Gefängnis. In einer Enzyklika über die Kirchenverfolgung in Mexiko schrieb damals Papst Pius XI.: „Wohl mögen in den ersten Zeiten der Kirche und auch später noch die Christen grausamer verfolgt worden sein, aber man hat doch bisher an keinem Orte und wohl zu keiner anderen Zeit die Rechte Gottes und seiner Kirche in solcher Weise missachtet und verletzt“ („Iniquis afflictisque“, vom 18. November 1926).

In der überwiegend katholischen Bevölkerung formierte sich eine Widerstandsbewegung gegen die Unterdrückung und für das Grundrecht auf freie Religionsausübung. Im Juni 1926 begann der bewaffnete Kampf seitens der „Cristeros“. Den Namen bezogen sie aus dem Ruf, der ihnen als Losung diente: „Viva Cristo Rey“ („Es lebe Christkönig!“). Die Bewegung hieß „Cristiada“. Der in Mexiko vorwiegend auf Englisch gedrehte Spielfilm „Gottes General – Schlacht um die Freiheit“ („For Greater Glory: The True Story of Cristiada“) erzählt diese Ereignisse bei aller dramaturgischen Verdichtung weitestgehend historisch getreu. Mit seiner prominenten Besetzung, dem epischen Gestus und einem hohen Material- und Personalaufwand samt Spezialeffekten ist „Gottes General“ der teuerste je in Mexiko gedrehte Spielfilm. Regie führt Dean Wright, der für die visuellen Effekte in „Titanic“ und „Der Herr der Ringe“ verantwortlich zeichnete.

Unter der Vielzahl an Charakteren ragen in „Gottes General“ zwei Hauptfiguren heraus, aus deren Perspektive Dean Wright die Handlung entwickelt. General Enrique Gorostieta (Andy Garcia) wird als religiös unmusikalischer Offizier gezeichnet, der sich jedoch aus mehreren Gründen für die Sache der „Cristeros“ gewinnen lässt: Einerseits wegen seiner tiefgläubigen Frau Tulita (Eva Longoria), andererseits weil er durch die neue Gesetzgebung die Freiheit und die Grundrechte eingeschränkt sieht. Darüber hinaus spielt auch eine Rolle seine Sehnsucht nach dem militärischen Leben, da ihn die seit dem Ausscheiden aus der Armee ausgeübte Tätigkeit als Fabrikant kaum ausfüllt.

Die zweite Hauptfigur in „Gottes General“ ist eine ebenso historische Gestalt: Der erst 14-jährige José (Mauricio Kuri) lernt den Glauben durch seine Bekanntschaft mit dem (ebenso historisch verbürgten) älteren Father Christopher (Peter O'Toole in einer seiner letzten Rollen) kennen. Die Standhaftigkeit des alten „Padre“, als er von Regierungstruppen standrechtlich erschossen wird, imponiert ihm. Zusammen mit seinem gleichaltrigen Freund Lalo (Adrián Alonso) schließt er sich der Armee an, die General Gorostieta langsam aufbaut. Bei seinen Bemühungen, aus den unterschiedlichen kämpfenden Gruppen und Grüppchen eine disziplinierte Armee zu formen, gerät General Gorostieta immer wieder in Konflikt mit einem der Kämpfer, die lieber den Guerilla-Krieg auf eigene Faust führen möchte: Victoriano „El Catorce“ Ramírez (Oscar Isaac) ist ebenfalls eine historisch verbürgte Gestalt. Ob der anfängliche Streit zwischen den beiden Kämpfern auch historisch oder eher einer Hollywood-mäßigen Dramaturgie geschuldet ist, sei dahingestellt. Steht Father Vega (Santiago Cabrera) nicht nur als ein Symbol für mit den Waffen kämpfende Priester, denn auch er ist nachgewiesen, so symbolisiert Adriana (Catalina Sandino Moreno) die vielen Frauen, die mit ihrer Logistik die „Cristeros“ unterstützten. Der Film betreibt jedoch keine Schwarz-Weiß-Malerei. Er verschleiert die Gewalttätigkeit der „Cristeros“ keineswegs, so etwa beim Tod von 51 Menschen, die in einem von den „Cristeros“ in Brand gesetzten Zug lebendig verbrannten.

Über die spektakulären Spezialeffekte und die epischen Bilder von Kameramann Eduardo Martínez Solares hinaus legt „Gottes General – Schlacht um die Freiheit“ besonderen Akzent auf die innere Entwicklung insbesondere der Hauptfigur. James Horners Filmmusik schlägt allerdings hin und wieder ins Pathetische um. Wrights Film reißt außerdem die Rolle der Vereinigten Staaten an: Botschafter Dwight Morrow (Bruce Greenwood) ist zwar bemüht zu schlichten. Durch die Entsendung von schweren Kriegswaffen unterstützt er jedoch die Regierung gegen handfeste wirtschaftliche Vorteile. Eine Vielzahl der „Cristeros“, darunter etwa auch der 14-jährige José Sánchez, sind von der katholischen Kirche seliggesprochen worden: Im Jahre 2000 sprach Johannes Paul II. die ersten 25 Cristeros selig. 2005 kamen 13 weitere Märtyrer dazu. Die Seligsprechung fand in Anwesenheit des Präsidenten der Republik Mexiko und des Innenministers statt.

Uraufgeführt wurde „Gottes General“ im Vatikan am 21. März 2012, zwei Tage bevor Benedikt XVI. nach Mexiko (und Kuba) reiste. In Mexiko und den Vereinigten Staaten startete er dann im regulären Kinoprogramm im April beziehungsweise im Juni 2012. In Deutschland wurde er hingegen damals nicht im Kino gezeigt. So wird er als DVD nun erst veröffentlicht – genau an dem Tag, an dem Papst Franziskus seine apostolische Reise nach Mexiko antritt.

„Gottes General – Schlacht um die Freiheit“. Regie: Dean Wright, Mexiko 2012, 141 Minuten, EAN: 4260428050230, EUR 12,99

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