Als Stefan Zweig im Sommer 1936 in das belgische Seebad Ostende reist, ist es kein gewöhnlicher Urlaub. Er wird dort auf viele deutsche Exilanten treffen, Schriftsteller und politisch Verfolgte, und trägt noch die die Hoffnung in sich, sie alle könnten wieder nach Deutschland zurückkehren, wenn die Zeiten besser sind. Die Erinnerungen an seinen ersten Aufenthalt in Ostende dringen unwillkürlich in sein Bewusstsein. Es war in einer politisch ähnlich bewegten Zeit, 1914, kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Damals hatte er begrüßt, dass die Welt in Bewegung geriet und die Ängste der belgischen Bevölkerung nicht sonderlich ernst genommen. Erst mit seiner Rückkehr nach Wien wird ihm bewusst, dass ein großer Krieg bevorsteht.
Eine Freundschaft, die vielen Belastungsproben ausgesetzt ist
Volker Weidermann erinnert in „Ostende“ an die Welt der Exilliteraten Stefan Zweig und Joseph Roth. Von Mario Erhart