Es war ein nicht sehr gemütlicher Abend im Mai 2012, da bot der Chemnitzer Kaßberg ein erstaunliches Bild. In dem beliebten Wohnviertel mit den großbürgerlichen Gründerzeithäusern strebten trotz kalten regnerischen Wetters zahlreiche Menschen zum ehemaligen Gefängnis auf eben diesem Kaßberg. Vor dem leerstehenden Bau bildete sich eine beeindruckende Schlange. Trotz der widrigen Umstände standen hunderte Chemnitzer dort und warteten, eingelassen zu werden, wo die Insassen früher in der Regel nur eines wollten: raus. An diesem Abend nahmen die Menschen einen jahrzehntelang versperrten Ort ihrer Stadt wieder in Besitz.
Ein Ort des Menschenhandels
Die Bedeutung des Kaßberg-Gefängnisses in der deutsch-deutschen Geschichte. Von Lutz Rathenow