Bisweilen kann selbst die Gnade der späten Geburt zur Last werden. Wer im Westen Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geboren wurde, vermag sich kaum vorzustellen, dass die Lust der Menschen, ihren Untergang eigenhändig herbeizuführen, zu irgendeinem Zeitpunkt unbändiger gewesen sein könnte als heute. Denn was er über den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) weiß, verdankt er einzig und allein Gedichten wie den „Tränen des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius oder dem Studium von Geschichtsbüchern. Und selbst vom dem mörderischen Irrsinn zweier Weltkriege vermag er sich nur ein unzureichendes Bild zu machen. Denn die meisten Zeitzeugen sind inzwischen verstorben.
Die Lust am Untergang oder über die Schwierigkeit des Lebensschutzes:
Heute startet die katholische Kirche in Deutschland die „Woche für das Leben“. Grund genug, einmal darüber nachzudenken, wo der Lebensschutz heute überhaupt steht, damit diese Woche nicht zur bloßen Routine wird. Wichtigste Erkenntnis: Vor allem hat der Lebensschutz gegen eine Konsumgesellschaft von „Ich-Lingen“ zu kämpfen – und das nicht allein auf den genuinen Feldern des Lebensschutzes am Anfang und Ende des Lebens. Von Stefan Rehder