Es ist schon verblüffend, wie sehr unser Blick auf die Welt von Sehgewohnheiten geprägt ist. Die „Edle Einfalt und stille Größe“, die der Klassizist Winckelmann (1717–1768) an so vielen antiken Statuen pries – bestimmt sie nicht auch heute noch unsere Sicht auf die plastische Götterwelt der Antike, einfach weil sich viele in weißem Marmor gehauene Figuren oder Porträts so blickleer dem Betrachter zuwenden? Die Vorstellung Winckelmanns fußt dabei auf der seit der Renaissance tradierten Kunsttheorie, Skulptur sei reine Form und hebe sich dadurch von der Malerei ab.
Die Leuchtkraft der Figuren
Mit Echthaar, Glasaugen, und doch so lebendig: Eine fulminante Schau im Liebieghaus in Frankfurt zeigt veristische Skulpturen Von Susanne Kessling