Als Kind geht man ja einfach mit. Auch in die Kirche. Und zu Weihnachten sowieso. In den Fünfziger Jahren ist das ohnehin noch ganz und gar selbstverständlich. Darüber diskutiert man nicht. Und ironische, fragende, hinterfragende Zeitungsartikel, die den Weihnachtsfestkirchgang zu einem Problem erklären, dem man sich nur mit diversen und mehr oder weniger intellektuell redlichen Klimmzügen zu nähern wagt – und die heute den Medienmarkt überschwemmen – existieren damals nicht.
Die Kirchenfeste sind Fenster in die Ewigkeit
Weihnachten steht vor der Tür. Dass das kirchliche Hochfest bald entzaubert ist, noch als Familienfest überlebt, das als ein Fastnichts zu enden droht – diese säkularisierende Erfahrung machen nicht wenige Deutsche in ihrem Leben. Deshalb braucht es dringend eine wirklich christliche Renaissance des Kirchenjahres und seiner Kirchenfeste. Das sagt ein Autor, der als Kind Weihnachten idyllisch evangelisch feierte, dann als junger Mann stramm links agitierte, das Fest aus den Augen verlor, um später die römisch-katholische Kirche kennenzulernen, wo er das Kirchenfest als Geburt des Herrn wiederfand. Von Ingo Langner