„Er spielte Kaiser“. Das Urteil Sebastian Haffners über Wilhelm II. spiegelt die Unsicherheit der Deutungen über den letzten deutschen Kaiser wider. Noch immer hat die Geschichtswissenschaft kein abschließendes Urteil gefällt. Die Biographien von drei Historikern zum Geburtstag Wilhelms II., der sich heute zum hundertfünfzigsten Male jährt, fallen völlig unterschiedlich aus: Der Brite John C. G. Röhl sieht in ihm den Hauptverantwortlichen für den Sturz Deutschlands in den Ersten Weltkrieg, die Urkatastrophe des Zwanzigsten Jahrhunderts. Als Getriebenen, der sich nicht gegen die widerstrebenden Interessen und Pläne seiner Umgebung durchsetzen konnte, sieht ihn der in Oxford lehrende australische Historiker Christopher Clark.