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Debatte um Konversionstherapien: Kein Bemühen im Differenzierung

Befeuert durch den Kinostart des Films „Der verlorene Sohn“ kocht gegenwärtig die emotionsgeladene Diskussion um Konversionstherapien wieder einmal hoch. Dem Betrachter bieten sie jedoch wenig Hilfe, das Gesehene einzuordnen.
Debatte um Konversionstherapien
Foto: Kyle Kaplan (Universal Pictures Germany) | Befeuert durch den Kinostart des Films „Der verlorene Sohn“ (Originaltitel: „Boy Erased“) kocht gegenwärtig die emotionsgeladene Diskussion um Konversionstherapien wieder einmal hoch.

Der Wunsch nach Veränderung der sexuellen Orientierung und entsprechende Bemühungen werden in der öffentlichen Diskussion meist mit dem Begriff „Konversionstherapie“ in Verbindung und damit pauschal in Misskredit gebracht. Dieser Begriff nährt die Vorstellung, Homosexuelle würden durch therapeutische Maßnahmen, die direkten Einfluss auf das sexuelle Begehren nehmen, zu Heterosexuellen gemacht.

Wissenschaft spielt in ideologisch geprägter Debatte kaum eine Rolle

Was umgangssprachlich oft als „Umpolung“ scharf kritisiert wird, hat aber mit dem, was in Deutschland insbesondere von Institutionen mit christlichem Werthintergrund hilfesuchenden Homosexuellen angeboten wird, nichts zu tun. Doch von einem Bemühen um Differenzierung ist in der medialen und politischen Auseinandersetzung zu diesem Thema wenig zu spüren. Insbesondere scheint die Wissenschaft in dieser ideologisch geprägten Debatte kaum eine Rolle zu spielen.

Befeuert durch den Kinostart des Films „Der verlorene Sohn“ (Originaltitel: „Boy Erased“) kocht gegenwärtig die emotionsgeladene Diskussion um Konversionstherapien wieder einmal hoch. Basierend auf wahren Begebenheiten zeigt der mit Hollywoodgrößen besetzte Film die Geschichte eines 19-jährigen Pastorensohns, dem in einem Konversionscamp mit unzimperlichen und manipulativen Methoden seine Vorliebe für Männer ausgetrieben werden soll. Natürlich ohne Erfolg. Das Gezeigte schockiert und schürt beim unkundigen Kinobesucher generelle Empörung über Versuche, die sexuelle Orientierung verändern zu wollen.

In Deutschland propagiert niemand Konversionstherapien

Das Problem solcher Filme, die bald schon Millionen gesehen haben werden, besteht darin, dass sie dem Betrachter wenig Hilfe bieten, das Gesehene einzuordnen. Auch in den USA ist nämlich die Palette von Angeboten für Menschen, die nach einer Veränderung ihres sexuellen Empfindens suchen, wesentlich breiter, als „Boy Erased“ erahnen lässt. Doch das wird in Zeitung und Fernsehen kaum je thematisiert.

Und wenn von hiesigen Hilfsangeboten berichtet wird, so werden diese in aller Regel ebenfalls in einen direkten oder indirekten Zusammenhang mit der verrufenen Konversionstherapie gebracht, obwohl in Deutschland nicht nur niemand solche Therapien anbietet oder propagiert, sondern die fälschlicherweise bezichtigten Anbieter sich davon sogar ausdrücklich distanzieren.

DT

Warum die Forderung von Jens Spahn, Konversionstherapien in Deutschland zu verbieten, ins Leere läuft, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 07. März 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe

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Dominik Lusser Ideologie Jens Spahn

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