Nein, das könne unmöglich der heilige Sebastian sein, ertönt es lautstark aus der Pilgergruppe. Den Heiligen kenne sie von Abbildungen, aus den Kunstbüchern, die sie zu Hause habe, ereifert sich eine Dame mittleren Alters. Jung sei er gewesen – und schön! Von ihren Mitreisenden erhält die Zwischenruferin Unterstützung, beifälliges Gemurmel und Kopfnicken. Fabrizio Busnardo, der seit Jahrzehnten Pilger und Touristen mit viel Sachverstand durch die Basilika San Pietro in Vincoli führt, gibt einen Seufzer von sich und bereut es wieder einmal, auf dieses oft übersehene Juwel des römischen Gotteshauses hingewiesen zu haben. Das gut erhaltene Mosaik aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts zeigt den frühchristlichen Märtyrer zwischen ...
Das verlorene Gesicht des heiligen Sebastian
Morgen gedenkt die Kirche des frühchristlichen Märtyrers – Seine bildliche Darstellung hat sich im Laufe der Jahrhunderte vielfach gewandelt. Von Ulrich Nersinger