Immanuel Kant hatte zum kirchlich verfassten Christentum ein eher distanziertes Verhältnis. „Wenn nach dem feierlichen jährlichen Rektoratswechsel“ – so überliefert C.F. Reusch – „die Professoren, nach Fakultäten geordnet, zum Gottesdienst in die Domkirche zogen, pflegte Kant an der Kirchentür vorbeizuschreiten.“ Indes besaß die Religion im Denken Kants auch „innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ ihren festen Platz. Als kritischer Philosoph suchte er deren Fundament freilich nicht in einer geschichtlichen Offenbarung, sondern ausgehend vom moralisch-praktischen Bewusstsein zu gewinnen. Markiert dieser Zugang eine unüberbrückbare Kluft gegenüber der biblischen Offenbarungsreligion?
Das Sittengesetz ist offen für die Heilsgeschichte
Kants Vernunftreligion und die biblische Offenbarung – Zu einer Tagung in der Akademie des Bistums Mainz. Von Guntram Förster