Als Peter Raedts im Herbst 1978 in Oxford mit dem Promotionsstudium begann, war er stolz, Teil einer langen Tradition Forschender und Lehrender zu sein, die, wie seine Umgebung und die dort gepflegten Traditionen ihm eindeutig vermittelten, bis in Mittelalter zurückreichte. Ernüchtert musste er jedoch wenig später feststellen, dass eben jenes wunderbare Ambiente, das er für original mittelalterlich gehalten hatte, in Wirklichkeit die Vorstellung des 19. Jahrhunderts von einer Zeit widerspiegelte, in die man sich nicht nur in Oxford allzu gern zurückträumte.
Das Mittelalter als europäische Traumzeit
Selten ist eine Epoche so zur zeitlosen Projektionsfläche geworden wie das Mittelalter. Von Barbara Stühlmeyer