Gut anderthalb Stunden lang waren wir von Alexandria Richtung Südwesten gefahren, da erschien es uns, als hätten wir eine Vision aus Tausendundeiner Nacht. Die libysche Wüste wurde plötzlich grün. Jenseits der Kornfelder, im Dunst des Horizontes, erhob sich eine Märchenstadt mit Türmen und Kuppeln. Doch es war keineswegs eine Fata Morgana: Die Kuppeln waren von Kreuzen gekrönt, die verrieten, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Das Kloster, dem wir uns näherten, war relativ jung; gerade einmal ein halbes Jahrhundert alt. Und doch markiert es eines der ältesten Heiligtümer der ägyptischen Christenheit. Es ist ein Symbol für die Wiederauferstehung der koptischen Kirche und die Wiederentdeckung ihrer Traditionen in unserer Zeit.
Das Lourdes der Antike
Wie ein geheimnisvoller Pilgerort in der Wüste Ägyptens wieder zum Leben erweckt wurde. Eine spirituelle Expedition durch den Sand der Zeiten Von Michael Hesemann