Der Journalist und Buchautor ("Lasst uns Populisten sein"), Ralf Schuler , der in der DDR aufwuchs, warnt vor unguten gesellschaftlichen Entwicklungen bezüglich der Meinungsfreiheit: "Wenn politische Aktivisten im Netz einen Pranger für vermeintlich "rechte" Publizisten und Autoren einrichten, werden Erinnerungen an die Kulturkonferenzen der SED und "verfemte Autoren" wieder wach.
Gesinnungsschnüffelei und Geschlechter-Parität
Wenn mit Kita-Ratgebern die Gesinnung von Eltern ausgeforscht werden soll, gehen bei mir Alarmglocken an. Und auch dann, wenn zum Beispiel die Kanzlerin 30 Jahre nach dem Ende des realen Sozialismus' von Geschlechter-Parität in allen Lebensbereichen als Ziel spricht, dann lebt für mich die Vorstellung einer homogenen Gesellschaft wieder auf, bei der jetzt anstelle der sozialen Merkmale (Arbeiter und Bauern) die Geschlechter idealistisch gleich verteilt werden sollen. Das sind Anfänge, denen ich gern wehren würde."
Populismus von links und rechts
Aber nicht nur die Gefahren des linken Populismus sieht Schuler, auch rechten Populismus beobachtet er realistisch: "Jesus war aber auch kein Träumer. Er nahm die Menschen so an, wie sie sind: mit ihren Fehlern, Sünden, Schwächen. Das ist für mich eine große Stärke des Christentums. Wenn viele Menschen ganz offensichtlich in nationalen Bezügen denken und eben keine europäische Identität entwickelt haben, dann kann ich das nicht einfach verdammen, sondern muss es zur Kenntnis nehmen. Gerade, wenn ich das für falsch halte und die Menschen gern davon überzeugen möchte, einen anderen, neuen Weg zu gehen, muss ich mit nüchterner Klarheit wissen, wo ich sie abhole." Prinzipiell, so Ralf Schuler, gelte: "Ein Christ darf alles sein. Nur über Gott und die Menschen darf er sich nicht hinwegsetzen."
DT/mee (jobo)
Erfahren Sie mehr vom Leiter des Parlamentsbüros der "Bild"-Zeitung und lesen Sie das ganze ausführliche Interview mit Ralf Schuler in der Ausgabe der "Tagespost" vom 18. April 2019.