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Berlinale: Kirchliche Filmexperten kritisieren Hauptpreis-Votum

Eine "böse Überraschung" und "filmisch ein Witz": Das katholische Online-Filmportal "Filmdienst" kritisiert das rumänische Drama "Touch me not" mit deutlichen Worten.
Berlinale-Gewinner- "Touch Me Not"
Foto: - (Manekino Film/Rohfilm/Pink/Agitp) | Schauspielerin Laura Benson in einer Szene des Films "Touch Me Not" (undatierte Filmszene). Der radikale rumänische Experimentalfilm hat bei der 68. Berlinale den Goldenen Bären gewonnen.

Die Auszeichnung des semidokumentarischen Dramas "Touch me not" mit dem Goldenen Bären, dem Hauptpreis der diesjährigen "Berlinale", sei für viele eine "böse Überraschung". Diese Meinung äußert "Filmdienst", ein katholisches Online-Portal für Kino- und Filmkultur. Das von "scheinbaren Tabubrüchen" gekennzeichnete Werk der Rumänin Adina Pintilie sei "filmisch ein Witz" und vor dem Hintergrund der aktuellen "#MeToo"-Debatte vor allem politisch ein eindeutiges Signal. Das befand "Filmdienst" in einem kritischen Resümee zu den am Sonntag beendeten Filmfestpielen. Diese bezeichnete das Portal als "Festival der Unsicherheit".

"Filmdienst" wertete den Goldenen Bären als "demonstrativen Schulterschluss" der Jury um ihren Präsidenten Tom Tykwer mit dem umstrittenen Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, der #MeToo mit zahlreichen Sonderveranstaltungen zum Thema ausgerufen hatte. Im Vorfeld hatte es rund um Kosslicks 2019 endende Amtszeit anhaltende Kritik an der Festivalpolitik gegeben; 79 namhafte deutsche Filmschaffende hatten sich in einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters gewandt und damit die Diskussion um Kosslicks Nachfolge angeheizt.

"Touch Me Not" handelt von einer Frau mit panischer Angst vor Berührungen, die sie unter anderem dank einer Selbsthilfe-Gruppe und Sexualtherapie überwindet. Dass der Film als "tabubrechendes Werk" ausgegeben werde sei freilich "ein ärgerlicher Etikettenschwindel": Eher habe es verstört, wenn Bilder zu sehen sind, wie behinderte Menschen sexuelle Praktiken testen und offen darüber sprechen. Von den Ängsten und Wünschen weniger öffentlichkeitserfahrener Menschen mit Behinderung erzähle der Film nichts, er "wirkt in erster Linie wie eine laienhafte Therapieaufzeichnung", so das katholische Filmportal.

Mehr zur Berlinale lesen Sie in der kommenden Ausgabe der "Tagespost" vom 01. März.

DT/KAP

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