Warum soll sich der Leser einer katholischen Zeitung dieses Hörbuch zu Gemüte führen? Zunächst einmal, weil er sich damit einen klassisch gewordenen Text der deutschen Romantik bequem anhören kann. Dann aber auch, weil sein Autor, ein Atheist und Kirchenhasser, seine Fußreise nach Syrakus wie eine Wallfahrt zelebriert, obgleich er sich zu deren Ziel, nämlich Syrakus, wie ein Agnostiker völlig unbestimmt, wenn nicht sogar überhaupt nicht äußert. Die einzig an ihm wahrnehmbare Frömmigkeit lässt ihn aber alles Schöne bewundern, Landschaften, Skulpturen, Theateraufführungen und Musik. Und in dieser fast religiösen Aufgeschlossenheit für Natur und Kultur könnte er Vorbild auch für Christen sein.
Autoren der klassischen Antike im Tornister
Thomas Thieme liest den „Spaziergang nach Syrakus“ von Johann Gottfried Seume vor. Von Hans-Bernhard Wuermeling