Die Europäer – und nicht nur die des 20. Jahrhunderts – sahen viele Staaten kommen und gehen: föderalistische wie zentralistische, liberale wie totalitäre, homogene wie multiethnische, kleine wie große, schwache wie starke. Der britische Historiker Norman Davies, der an den Universitäten London, Harvard, Stanford, Krakau sowie an der Columbia University of New York lehrte, fühlte sich vom „merkwürdigen Tod der Sowjetunion“ inspiriert, eine Typologie untergegangener Reiche zu wagen. Das ist nicht nur deshalb spannend, weil Geschichte noch immer allzu oft als Geschichte der Sieger oder wenigstens der Überlebenden geschrieben wird, während die Verlierer und Verblichenen der damnatio memoriae anheimgegeben werden.
Feuilleton
Aus der vergessenen Geschichte lernen
Der britische Historiker Norman Davies zeigt in einem großen Wurf verschüttete Schichten und Dimensionen Europas. Von Stephan Baier