War der Islam die Staatsidee des alten, multinationalen und sogar multireligiösen Osmanischen Reichs, so setzte Atatürk an seine Stelle die Ideale der Französischen Revolution. Atatürk bekämpfte mit großer, phasenweise an die Jakobiner erinnernden Brutalität die osmanisch-islamischen Traditionen, wollte Politik und Rechtssystem seines Landes brachial modernisieren und an den Zustand des damaligen Europas anpassen. Viele Elemente des türkischen Rechtssystems, über die Europäer heute die Nase rümpfen, haben gar nichts mit dem Islam zu tun, sondern entstammen dem Schweizer Bürgerlichen Gesetzbuch, dem deutschen Wirtschafts- und Handelsrecht und dem italienischen Strafgesetzbuch – des Jahres 1926.