Es war ein ruhiger Morgen im April 2009, als am New Yorker Himmel eine tieffliegende Boeing 747-200B, begleitet von zwei F-16 Kampfjets, auftauchte. Schnell machte sich Panik breit. Das Notruftelefon klingelte ununterbrochen, Menschen stürmten aus ihren Büros, die Angst vor einem neuen „9/11“ war sofort spürbar. Der Spuk hatte ein schnelles Ende. Dieses Mal hinterließen keine „bemannten Geschosse“ Chaos und Zerstörung im Big Apple. Im Gegenteil: Was den New Yorkern die noch immer unverarbeitete Präsenz der Terroranschläge vom 11. September 2001 vor Augen führte, war ein Werbeflug der Air Force One, der Maschine des amerikanischen Präsidenten. Ein unangekündigter Fototermin für das Pentagon zeigte im achten Jahr ...
9/11: Noch nicht erzählt
„Falling Man“: Der Fotograf Richard Drews hatte am 11. September 2001 um 9.41 Uhr Ortszeit in New York einen Mann aufgenommen, der sich vom World Trade Center stürzte. Das Bild ätzte sich bei amerikanischen Schriftstellern und Filmemachern tief ein. Stellvertretend für die Psyche Amerikas verarbeiteten sie dieses Motiv, ja klammerten sie sich richtiggehend daran fest, um den „11. September“ zu durchdringen. Eigene Erzählungen, Chiffren und Symbole, die das Geschehen auf einer höheren Verstehensebene repräsentiert, haben sie noch nicht gefunden. Teil IX der „Tagespost“-Serie „11. September 2001: Zehn Jahre später“. Von Marcel Hartwig