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Kommentar: Bremer Abitur für alle?

Man muss nicht unglücklich darüber sein, dass der Nationale Bildungsrat gescheitert ist. Anstatt mit zu leichten Prüfungen zur Abiturschwemme beizutragen, müssen sich bildungsschwache Länder endlich bewegen.
Nationaler Bildungsrat gescheitert
Foto: Felix Kästle (dpa) | Dem Versuch der Bundesländer, das Abitur durch die Suche von gemeinsamen Mindeststandards anzugleichen, wurde widersprochen.

Der Nationale Bildungsrat ist gescheitert. Darüber muss man nicht unglücklich sein. Dem Versuch der Bundesländer, das Abitur durch die Suche von gemeinsamen Mindeststandards anzugleichen, wurde widersprochen. Baden-Württemberg und Bayern wollte da nicht mitmachen und das eigene Niveau aufgeben. Der bayerische Ministerpräsident Söder hatte es abgelehnt, die bayerische Bildungsqualität zu ändern: „Es bringt nichts, wenn am Ende alle auf einem niedrigeren Stand sind“, sagte er. Doch nun will Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) den Bildungsrat notfalls ohne die beiden Länder im Süden durchziehen. Kommt es nun doch zur Zentralisierung?

Vereinheitlichung ist weiterhin das Ziel

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Vereinheitlichung ist auch weiterhin das Ziel. Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn hohe Standards anvisiert würden. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), von der man bisher wenig hört, mahnte nun die Länder an ihre „gesamtstaatliche Verantwortung“. Sie hat nichts gegen einen Staatsvertrag für Bildung, mit dem die Länder selbst einheitliche Standards entwickeln und ein vergleichbares Abitur schaffen sollten.

Kann das zu einer Verbesserung der augenblicklichen Lage in der Bildung führen? Schon an den Erfolg des Bildungsrats scheint die Ministerin nicht geglaubt zu haben: „Es war immer klar, dass der Bildungsrat nicht die Lösung aller Schwierigkeiten ist“ - auch wenn sie Söders Absage an den Bildungsrat noch widersprochen hatte. Soll der Staatsvertrag diese Lösung sein? Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, weist einen möglichen Ausweg, der nicht in die einheitliche Verstaatlichung der Bildung mündet: kein gesamtdeutsches Zentralabitur, aber mehr Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern.

Konkurrenz hat bisher nicht alle beflügelt

Das könnte dazu führen, dass sich die bildungsschwachen Länder wie Bremen oder Berlin endlich bewegen und nicht mehr mit zu leichten Prüfungen zur Abiturschwemme beitragen. Bildung bleibt also vorerst ausschließlich Ländersache – doch hat Konkurrenz bisher nicht alle beflügelt.

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Alexander Riebel Anja Karliczek Bundesbildungsminister CDU Michael Müller SPD

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