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Zwei Männer finden auf gewundenen Wegen zu Gott

Ein Pole und ein Deutscher mit ungewöhnlichen Lebensläufen werden in Berliner Gemeinden zu Priestern geweiht. Der Tagespost erzählen sie, über welche Berührungspunkte sie zum Glauben fanden.
Die Neupriester Dominik Zyla und Thomas Kaiser
Foto: Janert | Dominik Zyla (links) fühlt sich wohl in seiner Herz-Jesu-Gemeinde im Südwesten der Hauptstadt Berlin. Genauso wie Thomas Kaiser (rechts) hat er eine besondere Berufungsgeschichte.

Dominik Zyla ist schon daran gewöhnt, dass Menschen in Deutschland nach der Aussprache seines Nachnamens fragen. „Dschywa“ wiederholt der dunkelhaarige Mann mehrmals. Als es gelingt, lächelt er. Auch die Frage, warum er als Priester ausgerechnet in dem Land lebt, das so eine schmerzvolle Geschichte mit seiner Heimat Polen verbindet, hat der 44-Jährige offenbar schon oft beantwortet. Das sei eben Gottes Weg für ihn, sagt er routiniert, „eine Gottesfügung. Ich komme zurecht mit den Deutschen“, erklärt Dominik Zyla. „Ich habe da keine Vorurteile, weil die Dinge, die passiert sind, jetzt Vergangenheit sind.“ 

Viele Deutsche wissen wenig über die Geschichte Polens

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Er finde es allerdings schade, dass viele Deutsche so wenig wissen über die Geschichte Polens. Dass die Nachbarstaaten Polen mehrfach unter sich aufgeteilt hatten, sei vielen Deutschen nicht bewusst. Und auch nicht, welche Gräueltaten während der deutschen Okkupation Polens im Zweiten Weltkrieg geschahen. „Das war schlimmer als die deutsche Besatzung in Frankreich oder Holland, davon weiß man hier wenig“, sagt Zyla und seufzt.

Ein schwieriges Thema. Dabei fühlt er sich wohl in seiner Herz-Jesu-Gemeinde im Südwesten der Hauptstadt. Hier in Berlin-Zehlendorf ist das Bildungsbürgertum zu Hause. Inzwischen sind es auch viele Familien aus Spanien, Portugal, afrikanischen Staaten und eben Polen. „Die Gemeinde ist bunt“, sagt Dominik Zyla. Das gelte im Übrigen auch für andere katholische Gemeinden in Berlin. Diese katholische Vielfalt sei mit ein Grund dafür, dass er sich in der Stadt zu Hause fühlt. Am 13. Juni wurde Dominik Zyla zusammen mit vier anderen Männern im Erzbistum Berlin zu Priestern geweiht. 

In der DDR musste die Mutter den Glauben verbergen

In der Sankt-Nikolaus-Gemeinde in Berlin-Reinickendorf ist Thomas Kaiser tätig, der ebenfalls im Juni zum Priester geweiht wurde. Kaiser ist ein zurückhaltender Mann von 39 Jahren, ebenfalls mit einer besonderen Geschichte. Seine Mutter ist evangelisch, erzählt er. Doch in der DDR-Zeit sei sie aufgefordert worden, ihren Glauben zu verbergen. Das war so üblich bei pädagogischen Berufen – Thomas Kaisers Mutter arbeitete in einem Kindergarten. „Einmal hat sie mich zur Seite genommen und hat mit mir das Vaterunser gebetet, um mir zu zeigen, was ein Gebet ist“, erinnert er sich. „Aber sonst gab es bei uns zu Hause keine Berührungspunkte mit dem Glauben.“ Diese fand Thomas Kaiser über die Musik. 

DT/joja

Josefine Janert begegnet zwei Neupriestern in Berlin. Lesen Sie mehr über die ungewöhnlichen Berufungsgeschichten der beiden Männer in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe kostenlos

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