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Sebastian Kneipp: Seelsorger und Wasserdoktor

Er gab schon einem Papst Hinweise zu einer guten Gesundheit. Im Januar 2021 feiert der weltberühmte Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp seinen 200. Geburtstag.

Am 20. Januar feierte Pfarrer Andreas Hartmann in der Justinakirche von Bad Wörishofen einen Festgottesdienst zum Namenstag seines Amtsvorgängers Sebastian Kneipp (1821–1897). Damit ist das „Kneippjahr“ eingeläutet, das aus Anlass des 200. Geburtstages des berühmten Seelsorgers und Gesundheitsapostels in Bad Wörishofen mit zahlreichen Vorträgen, Festen, Musikdarbietungen, Gesundheitsaktionen und Ausstellungen begangen wird.

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Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stephansried geboren. Bereits einen Tag später erfolgte seine Taufe in der prachtvoll ausgestatteten Barockkirche der Benediktinerabtei von Ottobeuren. Der Sohn eines armen Heimwebers hatte große Ambitionen: Er wollte katholischer Pfarrer werden. Den bereits in Kindertagen gefassten Plan konnte er erst reichlich spät verwirklichen. Im Jahre 1842 wanderte Kneipp von Stephansried nach Grönenbach, wo er sich die Grundlagen für sein späteres Wirken aneignete. Latein war die Voraussetzung für sein Studium der Theologie. Das brachte ihm der katholische Ortskaplan und spätere Reichstagsabgeordnete Matthias Merkle bei.

„Die erste und die letzte Sorge eines jeden Christen soll die Seele sein, denn sie ist das höchste Gut.“ Sebastian Kneipp

Kontakt pflegte Kneipp auch zum evangelischen Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Köberlin, der ihn in die Pflanzenheilkunde einführte. Nach dem Abitur studierte er in Dillingen und München Theologie. Das Ziel seiner Wünsche erreichte Kneipp 1852: Der Augsburger Bischof spendete ihm die Priesterweihe. Seine erste Heilige Messe als neu geweihter Priester – die Primiz – feierte Kneipp in der Basilika der Benediktinerabtei Ottobeuren. Seine Predigt leitete er wie folgt ein: „Die erste und die letzte Sorge eines jeden Christen soll die Seele sein, denn sie ist das höchste Gut.“

In Wörishofen trat Kneipp 1855 seinen Dienst als Beichtvater im Kloster der Dominikanerinnen an. Seit 1881 war er überdies der Ortspfarrer. Sein heutiger Nachfolger Andreas Hartmann befürchtet, dass über den Wasserdoktor der Seelsorger vergessen wird. Daher betont er: „Sebastian Kneipp war Pfarrer und das war seine erste Aufgabe, das war seine Berufung. Um genau dieses Thema dreht sich eine Ausstellung, die zu Beginn der Fastenzeit in der Unterkirche von St. Justina eröffnet wird.“ Falls die Coronalage es zulässt, beginnt diese Schau am 6. März. Acht Tage später will Pfarrer Hartmann eine weitere Ausstellung eröffnen: „Pfarrer Kneipp und die Bienen.“ In ihr wird Kneipps Naturverbundenheit im Blickpunkt stehen.

Kneipp gab sein Vermögen den Armen

Bereits als Student der Theologie begann Kneipp zum Zwecke der Selbsttherapie mit traditionellen Wasserheilverfahren zu experimentieren. Als Pfarrer ließ er seine Wasseranwendungen Bedürftigen zuteil werden, denen kein Arzt oder Apotheker mehr helfen konnte. Doch sowohl ein Arzt als auch ein Apotheker verklagten Kneipp wegen „Gewerbebeeinträchtigung“. Der Richter sprach Kneipp nicht nur frei, sondern ermunterte ihn: „Kurieren Sie die, welche keine Hilfe bekommen und kein Geld haben, um Hilfe zu suchen, und seien Sie ein Helfer in der Not.“ Anfangs wussten vor allem Geistliche die von Kneipp im Badehaus des Klosters verabreichten Wasseranwendungen und Kräutergaben zu schätzen.

Kneippbecken
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | Eine Frau watet durch das knapp neun Grad Celsius kühle Wasser eines zu einem natürlichen Kneippbecken aufgestauten Baches.

Sprechstunden mit 150 Kurgästen

Seit 1884 lag ein Gästebuch aus. Der erste, der sich eintrug, war Maurus Wolter, der Erzabt des Klosters Beuron. Er und andere von Kneipps Naturheilverfahren überzeugte Kurgäste ermunterten ihn, sein Wissen in einem Buch niederzulegen. Kneipp wollte nicht. Erst als der Erzabt seinen Mitbruder Ildefons Schober nach Wörishofen schickte, änderte sich das. Innerhalb von sechs Wochen diktierte Pfarrer Kneipp Bruder Ildefons Schober „Meine Wasserkur“. Das 1886 veröffentlichte Buch entwickelte sich schnell zum Bestseller, der zahlreiche Kurgäste nach Wörishofen lockte.

So nahm das bis dahin gemütliche Dasein Sebastian Kneipps in den letzten zehn Jahren seines Lebens enorm an Fahrt auf. Seine Sprechstunden, die täglich bis zu 150 Kurgäste besuchten, gab er nun zusammen mit Badeärzten. Zu ihnen gehörte Alfred Baumgarten, in dessen über Kneipp verfasste Biografie es heißt: „Allen möglichen Nationen gehörten die Kranken an, welche zu Kneipp wallfahrteten. Mit derbem, kräftigem, urwüchsigem Humor fertigte er alle diese Leute ab.“ Bald war ihm Wörishofen als Wirkungsstätte nicht mehr genug. In Begleitung von Pfarrer Alois Stückle absolvierte Kneipp ab 1892 im In- und Ausland 31 Vortragsreisen.

Ratschläge für den Papst

Auf Fürsprache Erzherzog Josephs von Österreich bekam Kneipp von Papst Leo XIII. wegen seiner Verdienste um die Volksgesundheit den Ehrentitel „Monsignore“ verliehen. Höhepunkt seiner Reisetätigkeit war die Romfahrt im Februar und März 1894. Der Papst bat ihn mehrmals zur Audienz. Kneipp übergab dem Heiligen Vater sorgfältig ausgearbeitete Ratschläge und Vorschriften zum Wohle seiner Gesundheit. Baumgarten betont die große Bedeutung der Romreise für Kneipp: „Seit der Zeit hat sein Auftreten wesentlich an Sicherheit gewonnen, und er war der festen Überzeugung, dass seine Methode gut sein müsse, da er in so besonderer Weise den Segen des Papstes erhalten hatte.“

Kneipp nahm mit seinen Büchern, den Vortragsreisen und Gewinnanteilen von Produkten wie dem unter seinem Namen vertriebenen Malzkaffee etwa 800 000. Mark ein. Die gab er für Stiftungen wie das Kurhaus „Sebastianeum“, das Krankenhaus „Kneippianum“ und das ihm besonders am Herzen liegende Kinderasyl aus. Deshalb schreibt Baumgarten: „So ist Kneipp arm geboren, er hat arm gelebt, ist nahezu Millionär geworden, hat alles an die Armen gegeben, und an Vermögen arm, aber an Verdiensten reich ist er gestorben.“

Informationen zum Kneippjahr: www.bad-woerishofen.de. Ausstellungen in Bad Wörishofen: „Pfarrer Kneipp & seine Berufung“, Pfarrkirche St. Justina/ Unterkirche, 6. März bis Ende Oktober täglich 9 bis 18 Uhr; „Pfarrer Kneipp & seine Bienen“, Pfarrkirche St. Ulrich, 14. März bis Ende Oktober täglich 9 bis 18 Uhr. Neu erschienene Bücher: Harald Klofat– Faszination Kneipp. Verlag Hans Högel, 17,90 Euro; Die kleine Apotheke für Leib & Seele: Lebensweisheiten von Sebastian Kneipp in Spruchform. St. Benno Verlag, 9,95 Euro

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