Das frühmorgendliche Stillleben von Èigoè ist stets das gleiche: Der alte Bauer mit der blauen Baseballkappe und seine Frau treiben ihre zwei Kühe über die Dorfstraße in die Allmende. Die Frau trägt ein Kopftuch und geht am Stock. Der Bauer sitzt o-beinig auf seinem Rad und schwingt die Gerte. Am Straßenrand warten ältere Damen reglos auf den Frühbus nach Sisak. Die Morgenluft ist klar und kühl, die schwüle Hitze des Sommermittags noch fern. Ohne das Geklapper der Störche, die in den Horsten den Kopf in den Nacken werfen, und ihr gelegentliches katzenartiges Gefauche wäre es friedhofsstill im Ort. Die Hauptstadt der europäischen Störche ist ein 120-Seelen-Dorf in Westslawoniens Posavina, dem Flachland beidseits der Save, unweit von ...
In Adebars Reich
Èigoè in Kroatiens Save-Auen ist Europas Storchendorf schlechthin und eine Arche alter Haustierrassen. Die Zukunft des Ortes liegt in der Vergangenheit. Von Kai Althoetmar