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Café Caspar in Wien: Hipster-Café auf katholisch

Das Café Caspar in Wien zieht unterschiedliche junge Menschen an. Es bietet eine Plattform, auf der Gesellschaft und Kirche in einen Diskurs treten können.
Café Caspar in Wien lockt mit frischen Kuchen
Foto: Café Caspar | Die Theke lockt mit frischen Kuchen. Vorne erkennt man das Logo, dass je nach Betrachtung, Kaffeetasse oder König Caspar aus der biblischen Erzählung ist.

Es duftet nach Kaffee und frischen Croissants. Die ausgehungerten Rorate-Teilnehmer stürmen von der Kapelle der Katholischen Hochschulgemeinde Wien in das nur einen Katzensprung entfernte Café Caspar. Während es draußen gerade zu dämmern beginnt, herrscht im Café dank des munter-machenden Espresso aus der alten italienischen Espressomaschine, genauer gesagt aus einer Faema E61 aus dem Jahr 1961, ausgelassene Stimmung. Auf den stylischen Couchen haben es sich vorwiegend junge Leute gemütlich gemacht. Zum Glück können sie bis zum Beginn der ersten Vorlesung noch chillen, denn die meisten Universitäten lassen sich von hier zu Fuß erreichen.

Café Caspar im Wohnzimmer-Flair
Foto: Café Caspar | Viel Holz, chillige Couchen, guter Stil. Das Wohnzimmer-Flair ist ein Kennzeichen des Cafés.

Das Café Caspar, das sich seit 2014 in der ehemaligen Mensa der Katholischen Hochschulgemeinde befindet, zieht junge Christen, wie auch nicht-gläubige Leute gleichermaßen an. Damit kommt das Caspar-Team seiner Vision, die es vor sechs Jahren bei der Gründung aufstellte, nahe. „Unser Anliegen war es, mit dem Café eine Plattform zu schaffen, auf der Gesellschaft und Kirche in einen Diskurs treten können“, sagt der Geschäftsführer, Hannes Platter, gegenüber dieser Zeitung. „Wir sehen uns als Ort des Austauschs mit verschiedenen Kulturen. Zu oft ist die Kirche eine Parallelstruktur, eine Bubble. Auf der anderen Seite gibt es eine zu stark säkularisierte Welt, in der das Christliche bedroht ist. Wir möchten eine Plattform für beide Welten sein“, erzählt der 34-Jährige Vater von vier Kindern.

Guter Kaffee und gutes Leben

Die Vision wurde auch in dem doppeldeutigen Logo des Kaffeehauses sichtbar eingefangen. Zum Einen lässt sich eine Kaffeetasse erkennen. Guter Kaffee ist ein Muss in einer Kaffeestadt wie Wien. Zum Anderen sieht man den Umriss einer Person mit Krone. Handelt es sich etwa um den biblischen Weisen aus dem Morgenland, König Caspar, nachdem das Café benannt ist? „Im Prozess der Entstehung des Cafés waren wir als Team fasziniert von den drei Königen. Diese Wissenschaftler und Philosophen machten sich auf und folgten dem Stern. Sie haben sich auf eine menschliche Suche gemacht und sind auf Christus gestoßen“, erzählt der Geschäftsführer, der gelernter Grafiker ist. In den Sterndeutern erkannte das Team Parallelen zum modernen Menschen. Der gebürtige Südtiroler Hannes Platter denkt, dass Menschen vor allem auf der Suche nach dem guten Leben sind. „Die Frage: ,Wie leben wir als Menschen gut‘ führt uns am Ende zu Gott“, äußert er.

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Zum guten Leben gehört definitiv gutes Essen. Daher ist es das Ziel des Caspar-Teams, ihre Küche so ethisch wie möglich zu führen. „Wenn wir ethisch über Inhalte reden, müssen wir auch den Betrieb ethisch führen“, ist Platter überzeugt. Das bedeutet, dass sie auf heimische Produkten setzen, die bei kleinen Produzenten gekauft werden. Auf der Getränkekarte steht, ganz in diesem Sinne, naturtrüber Apfelsaft aus Südtirol, Traubensaft aus dem Weinviertel, sowie selbstgebackenes Bananenbrot und Cheesecake. Nur das Fleisch ist nicht zu 100 Prozent bio. Daraus macht das Café kein Geheimnis. „Das ist einfach nicht realistisch“, so Platter.

Ein bewährtes Konzept

Auf der Caspar-Speisekarte stehen einfachere Mittagsmenüs und aufwendigere a la carte-Gerichte. Das Angebot wechselt von Zeit zu Zeit, aber die Ausrichtung, österreichische Küche mit einem Hauch Internationalität, bleibt dieselbe. Beliebte Speisen sind der Hummus-Teller oder das Beef Tatar. 2014, als das Café gegründet wurde, dachte man über ein „Pay as you wish“-Konzept nach. Nur: Laut dem Caspar-Geschäftsführer gibt es keinen professionellen Gastronom, der das macht. Also startete man mit Studenten-freundlichen Preisen. Ein Relikt aus der Zeit, als das Café noch eine günstige Uni-Mensa war? Schließlich wurden die Preise doch an die eines normalen Gastronomiebetriebs angepasst. Denn: „Es ist ein harter Markt, vor allem wenn man Qualität und keine Tiefkühlprodukte bieten möchte“, erklärt Hannes Platter. Das Konzept hat sich bewährt, die Studenten kommen trotz der höheren Preise. Das Konzept hat sich ausgezahlt.

Das österreichische Gourmetmagazin Falstaff kürt das Café 2018 mit 86 von insgesamt 100 Punkten. Auch der Lokalführer „Stadtbekannt“ äußert sich positiv über Caspar. „An religiösen Gegenständen sind mir nur ein paar Marienstatuen aufgefallen, die eher dekorativ als anbetungswürdig platziert wurden in dem liebevoll eingerichteten Gastraum voll hellem Holz, Büchern und netten Sitzplätzen“, schreibt die protestantische Kritikerin. Apropos Bücher: In dem Café mit Wohnzimmer-Flair gibt es ein Regal, in dem verkäufliche Bücher ausgestellt werden. Zur Auswahl stehen unter anderem Werke von Papst Franziskus, Benedikt XVI. und Johannes Paul II. Mit seinem christlichen Hintergrund geht das Café transparent um. Für die Mitarbeiter ohne christlichen Hintergrund ist die einzige Bedingung, dass es in Ordnung für sie ist, für eine katholische Initiative zu arbeiten.

Ein bunt gemischtes Team

Unter den 20 Mitarbeitern, von denen einige geringfügig neben ihrem Studium angestellt sind, gibt es Freikirchler, nicht-praktizierende Katholiken und einen Lehrling, der Moslem ist. Kommt es bei dieser bunten Mischung nicht zu Konflikten? „Im Gegenteil“, meint Hannes Platter. „Der Team-interne Austausch tut uns gut. Es ist schön, wenn die verschiedenen Milieus, die im Café zusammenkommen, auch im Team sichtbar sind.“ Auf die Frage, ob es denn auch Kritik gäbe, antwortet der Geschäftsführer: „Kritik gibt es immer, aber nicht fundamental.“ Manchmal würde das Serviceteam von Gästen dazu verwendet werden, um den Frust an der Kirche loszuwerden. Doch das sei eher die Ausnahme als die Regel.

Das Caspar ist mehr als nur ein Café: Es ist auch Wohnzimmer, in dem geredet, gelacht, gelernt, diskutiert und gesungen wird. Für Letzteres dient eine kleine Bühne hinten im Raum, die noch unbekannten Künstlern bei sogenannten „Wohnzimmersessions“ eine Plattform bietet. Wenn keine Corona-Pandemie ist, findet auch der Philosophiekurs „MetaMind“ statt.

Impulsgeber YOU

Jetzt gilt noch zu klären, wer hinter der Idee des katholischen Kaffeehauses steckt. Es ist nämlich nicht alleine Hannes Platter geschuldet, sondern dem Team, zu dem er schon seit zehn Jahren gehört und für das er auch seine Südtiroler Heimat verließ. Es handelt sich um kein geringeres als das YOU-Team, das der Herausgeber des YOU-Magazins und Veranstalter des Key2Life-Festivals ist. In der Serie der Heiligen Drei Könige erblickte 2014 gleichzeitig mit dem Café das Melchior Magazin das Licht der Welt. Man darf gespannt sein, ob in Zukunft eine Initiative mit dem Titel „Balthasar“ erscheinen wird.

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