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Andreas Rickert: Als Netzwerker Gutes tun

Andreas Rickert ist Philanthrop und ein wichtiger Lobbyist für soziale, nachhaltige Themen.
Andreas Rickert, ein echter Visionär
Foto: RT | Andreas Rickert, ein echter Visionär mit starken Ideen zur Gestaltung einer besseren Zukunft.

Wenn es um gemeinnützige Organisationen, die Wirkung von zivilgesellschaftlichen Institutionen und die strategische Philanthropie in Deutschland geht, dann ist Andreas Rickert meist nicht weit. Rickert gilt über Fachkreise hinaus als guter Brückenbauer und Netzwerker, und ist als Impact-Business-Angel mit einem Portfolio an Social Businesses engagiert. Andreas Rickert ist Gründer und seit über einem Jahrzehnt Vorstandsvorsitzender der PHINEO Aktiengesellschaft, die sich als Think-and-Do-Tank für strategische Philanthropie in Deutschland versteht. PHINEO mit seinen über 70 Mitarbeitern hat im „Spree Palais“ in Berlin-Mitte seinen Sitz. Von der Dachterrasse des Unternehmens hat man einen schönen Blick auf den Berliner Dom und die Museums-Insel. Hier wird seit 2016 unter anderem eine 100 Millionen Großspende der BMW-Erbin und reichsten Frau Deutschlands Susanne Klatten verwaltet. Mit dem SKala-Campus betreibt PHINEO eine zentrale Lernplattform für Engagierte. Und mit dem „Kursbuch Wirkung“ sowie dem „Wirkt!“-Siegel hat PHINEO den zivilgesellschaftlichen Institutionen in Deutschland eine Garantieurkunde ausgestellt.

Katholische Wurzeln, illustre Berufsstationen

Andreas Rickert wurde in Menden im Sauerland in eine katholische Familie hineingeboren. „Als gebürtiger Sauerländer ist man natürlich katholisch“. Der christliche Glaube wird in seiner Familie von Generation zu Generation weitergereicht und hat ihn, seinen Bruder und seine Schwester geprägt. Die Kirche gehörte für ihn zum Alltag „und natürlich war ich auch Messdiener“. Gern erinnert er sich an die vielen Fahrten mit der Gemeinde ins Umland. In Menden ging er auf eine von Nonnen, „den Heiligenstädter Schulschwestern“ geleitete Schule, wo er sein Abitur ablegte.

Später studierte er Biologie und war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. In Stanford und Köln promovierte er sich in Molekularbiologie. Zu den Berufsstationen des 47jährigen gehörten zum Beispiel die Weltbank, das Beratungsunternehmen McKinsey sowie die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Andreas Rickerts Frau Silke arbeitet als Professorin an der Berliner Charité in der Forschung mit dem Spezialgebiet Kardiovaskuläre Genetik. „Wir haben uns damals im Wissenschaftsbetrieb kennengelernt. Meine Frau war, bevor ich zu McKinsey ging, meine Chefin“. Lachend sagt er: „Zum Glück agieren wir heute auf Augenhöhe“.

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Ein Macher im besten Wortsinn

Das Paar hat drei Kinder und lebt am Berliner Stadtrand. Weil seine Frau aus Sachsen kommt und evangelisch ist, musste bei der Taufe eine Entscheidung getroffen werden: sie fiel bei allen drei Töchtern (drei, zehn und 13 Jahre alt) zugunsten der evangelischen Kirche aus. Die schulpflichtigen Kinder gehen konsequenterweise auch auf eine evangelische Schule in Frohnau, „aber bei den Sternsingern sind sie gerne dabei. Wir versuchen unseren Kindern ein christliches Wertefundament auf ihrem Weg mitzugeben“. Wenn die Enkelkinder mal bei den Großeltern im Sauerland sind, dann besuchen alle gemeinsam die Heilige Messe. Zusammen mit der Heidehof Stiftung, der ADAC Stiftung und anderen legte Andreas Rickert 2020 einen privatwirtschaftlichen „Corona Hilfsfonds Zivilgesellschaft“ auf, welche den rund 600 000 zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland helfen sollte. Hier zeigte der Berater und Analyst, dass er im besten Wortsinn ein Macher ist. Und Andreas Rickert ist vor allem Philanthrop, der sich auch gerne als Lobbyist für die soziale Themen in unserer der Gesellschaft einsetzt.

Privat steht seine Familie im Mittelpunkt. „Wir reisen alle gern und treiben gemeinsam Sport“. Seit seiner Zeit in Washington rudert Andreas Rickert. Zudem ist elektronische Musik, in der speziellen Ausprägung von Techno eine seiner Leidenschaften. „Da fahren wir dann öfters auch mal zu einem Festival, was hoffentlich bald wieder möglich sein wird.“

Viel Geld für nachhaltige Themen mobilisieren

Soeben ist Rickert neben seinem Job als Chef von PHINEO von Dagmar Nixdorf, mit der er eine gemeinsame normative Basis für gesellschaftliche Verantwortung teilt, zusätzlich zum Co-CEO der „Nixdorf Kapital AG“ ernannt worden, eine Finanzplattform mit Sitz in München, die sich dem Thema Impact Investing verschrieben hat. „Wir wollen dort möglichst viel Geld für nachhaltige Themen mobilisieren. Und dabei zeigen wir, dass man mit Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann“, berichtet Andreas Rickert. Dabei gehe es um wertebasierte Anlagen, „wie beispielsweise Aufforstungsprogramme in Afrika. Das ist gut für die CO-2-Bilanz und schafft Arbeitsplätze“. Ein anderer Fond widmet sich dem Thema „Wohnen im Alter“ – „das hat auch einen sozialen Aspekt“, betont Rickert. Es ist seine Mission: „Menschen zu begeistern, sich für gesellschaftliche Themen einzusetzen. Dafür müssen entsprechende Ressourcen mobilisiert werden“. Hier will er auch mit kirchlichen Banken zusammenarbeiten.

Rickerts Zukunftsrepublik

Andreas Rickert jüngstes Werk ist ein Buch.Unter dem Titel „ZUKUNFTSREPUBLIK: 80 Vorausdenker/innen springen in das Jahr 2030“ (Campus-Verlag) ist Rickerts Name als einer von sechs Herausgebern auf dem Cover zu sehen. Das über 350 Seiten starke Buch mit seinem blauen Umschlag stand schon kurz nach Erscheinen auf den Sachbuch-Bestsellerlisten in Deutschland. Auf die Buch-Idee kam er während des ersten Lockdowns in der Coronapandemie, als er einen gesellschaftlichen Diskurs über unsere Gesellschaft anstoßen wollte.„Wir sind dann aber schnell von dem aktuellen Anlass weggegangen und haben die Frage gestellt, wie unsere Zukunft aussehen könnte und sollte.“

In sechs Kapiteln reflektieren die Autoren über Arbeit, Bildung, Gesellschaft, Gesundheit, Politik und Wirtschaft. Unter den Autorinnen und Autoren finden sich einige wohlbekannte, prominente Namen, wie der TV-Comedian und Mediziner Eckhard von Hirschhausen, aber auch Nachkommen der Verleger-Familien Langenscheidt und de Gruyter, Miele und Tönnies aus Ostwestfalen, ein Familienmitglied von Bankier Herrhausen, der Sohn des Beraters Kienbaum oder ein Verwandter unseres ersten Bundeskanzlers Adenauer. Alle sind mit einer These in die Texte gegangen und am Ende stehen ihre Zukunftsbausteine. Doch von der Art und Weise des Geschriebenen unterscheiden sich die Texte sehr – einige sind Reportagen, andere erzählen kleine Geschichten mit autobiographischen Erlebnissen, es gibt tagebuchartige Einträge und wieder andere kommen sachlich-nüchtern, manchmal auch wissenschaftlich dozierend herüber.

Keine Angst vor dem was kommt

Das Buch soll die Angst vor der Zukunft nehmen, wie es im kurzen Vorwort steht. Die Angst ist ein altes Menschheitsthema und wird schon in der BIBEL thematisiert. Von dort kommt die frohe Botschaft: Fürchte Dich nicht – Glaube nur! Wen und welche Zielgruppe hatten Rickert und seine Mitherausgeber als Zielpublikum vor Augen? „Angst ist keine gute Ausgangsbasis für das Gestalten der Zukunft. Glaube alleine reicht meines Erachtens aber auch nicht“, sagt er, „und so haben wir ein Buch verfasst, das von einem positiven Gestaltungswillen geprägt ist“. Er möchte mit sehr konkreten und machbaren Ideen und Ansätzen Zuversicht verbreiten.

Einige wichtige Themen tauchen nur indirekt auf. Warum spielt zum Beispiel die Religion für die Vorausdenker ins Jahr 2030 keine Rolle? „Ja, es stimmt, dass wir diesen Themen mehr Raum hätten geben können. Um es klar zu sagen: Kunst, Kultur, Philosophie und Werte – und hier kann Religion eine zentrale Rolle spielen – gehören zu einem positiven Zukunftsbild!“

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