Als das Kino nach Njundo kommt, wartet schon halb Njundo auf dem Bolzplatz. Über den holprigen Dorfanger der kleinen Ortschaft nahe Gisenyi an der ruandisch-kongolesischen Grenze kommt ein Lieferwagen geruckelt. Seine Ladung: Benzinkanister, Generator, Kabeltrommel, Videoprojektor und zwei große weiße Tücher – eine cineastische Ausrüstung der rustikalen Art. Auch die Hauptdarsteller des Kinoereignisses hocken selbst auf der Ladefläche, Jean Claude Mugabe und Philomene Twahirva. Im Auftrag der Hilfsorganisation Vision Jeunesse Nouvelle, einem Partner der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), bringen die beiden in Ruanda Kino unters Volk. Und damit Opfer und Täter im Land zum Reden.
Wo die Bilder laufen lernen
Hierzulande geht fast jeder Dritte einmal im Monat ins Kino. In Ruanda gibt es keine Kinos. Doch mit deutscher Hilfe fährt nun eines über die Dörfer: Das Projekt CineDuc regt die Menschen dazu an, aus der Schockstarre zu erwachen, in die der Genozid von 1994 sie versetzt hat. Von Peter Beyer