
Neulich war ich mit drei Freunden nach der Arbeit im Biergarten. Die drei hatten eben einen Test-Dreh für eine fromme Fernsehsendung bei EWTN hinter sich. Eine von ihnen zog direkt die Blicke aller Anwesenden auf sich, denn: Sie ist Nonne. Nachdem wir bestellt hatten, bemerkte sie einen Mann am Nebentisch: „Guck mal, der da drüben hat eine Muttergottes auf seinem Arm tätowiert! Soll ich ihn mal ansprechen?“
Ich verdrehte die Augen: „Ich wette fünf Euro, dass er in Erklärungsnot kommt.“
Sie sprach ihn an. Er wurde rot. Ich wusste es. Dann sagte er: „Die Maria habe ich mir drauf tätowiert, weil ich vor zwei Jahren einen schweren Unfall hatte und ein Versprechen abgegeben habe. Sie soll mich beschützen.”
Sie: „Das wird sie mit Sicherheit!”
Er nickt und streicht vorsichtig über die durchsichtige Plastikfolie, die das frische Tattoo schützen soll.
Sie: „Hat bestimmt lang gedauert, bis das Tattoo fertig war, oder?”
Er: „Ja, fünf Stunden. Nach vier Stunden hat es keinen Spaß mehr gemacht.”
Sie lacht.
Er: „Ich habe davor deshalb eine Kerze in der Kirche angezündet.”
Sie lächelt. Dann hebt sie – immer noch lächelnd – den Zeigefinger: „Jetzt müssen Sie aber auch ab und zu mal zu ihr beten, gell?”
Er nickt eifrig. Ich: Zutiefst beschämt ob meines Zynismus und fünf Euro ärmer.