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Den Ankerpunkt immer im Blick

Wie die „Franziskaner der Erneuerung“ mit dem „GiG“-Festival die katholische Jugend in Ostdeutschland begeistern. Von Jakob Heinen
Gott ist gut und die Musik auch: Der Gospelchor „St. Anthony Youth Choir“ sorgte bei den Jugendlichen für spirituelle Begeisterung.

Wie bekannt ist manchem leider dieses Bild: Selbst wenn die Kirche einmal gut gefüllt ist, sieht man kaum jemanden aus der Altersklasse „U20“ in den Bänken sitzen. Ein gänzlich anderes Bild bot sich dem Betrachter letztes Wochenende im Wallfahrtsort Ralbitz-Rosenthal in der Oberlausitz: Hier füllten bis zu 500 meist junge Leute die Kirchenbänke und die Wallfahrtswiese. Sie waren zum mittlerweile zweiten GiG-Festival in Rosenthal angereist. „Hier geht es um genau das, was der heilige Papst Johannes Paul II. meint, wenn er sagt, dass man den Jugendlichen die Kultur des Glaubens nicht aufoktroyieren darf, sondern sie dort abholen soll, wo sie selbst stehen“, sagt Pater Paulus Maria Tautz CFR, der Organisator dieses Festivals. Und wie macht man das? Die Antwort ist eigentlich naheliegend: Man schaut, worauf Jugendliche am ehesten anspringen und verbindet dies mit zentralen Botschaften des Glaubens und „wertvollen“ Glaubensinhalten. Tatsächlich spielt schon der Titel der Festival-Reihe gekonnt damit: Ein „Gig“ ist in der Musikwelt ein Auftritt. Hier jedoch steht es für „Gott ist Gut!“… Ein solches Festival beginnt am Freitagabend mit der Heiligen Messe und anschließender „Holy Hour“, einer Anbetungsstunde vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Beides gestaltete und begleitete der Londoner Gospelchorleiter Edwin Fawcett, der mit seiner Band und neun Sängern derzeit auf Europatour ist und auch beim großen Konzertteil des Festivals am Samstagabend auftrat. Gleich im Anschluss an die „Holy Hour“ wurde als informativer Einstieg der Film „Outcasts“ vorgeführt. Dieser zeigt in sehr eindrucksvoller Weise das Leben und die Arbeit der „Franciscan Friars Of The Renewal“ (Franziskaner der Erneuerung, CFR) – jenem Orden, der durch Pater Paulus federführend bei diesem Festival wirkte und an diesen Tagen in dem beschaulichen sorbischen Ort mit insgesamt neun Brüdern den Großteil der agierenden Seelsorger und Priester und mit Pater Gabriel und Bruder Joshua sogar auch einen Teil der Bands stellte.

Den Samstag selbst nutzten die Künstler, um sich und ihre Arbeit in der Evangelisation in einer Vielzahl von Workshops zu präsentieren. Ob nun Wunder oder Zufall: Nach einem heftigen Gewittersturm riss der Himmel rechtzeitig wieder auf. Was folgte, spiegelte sowohl von der Art der Acts als auch von der Vortragsweise die ganze Bandbreite aktueller, katholischer Jugendmusik im anglo-amerikanischen Sprachraum wider. Allen gemein war jedoch der feste und explizite Bezug zu Jesus Christus, seine Botschaft und was er für den Einzelnen tat und tut. So sang Fusion, ein junger Musiker aus Orlando, Florida, von unserem Gott als „Awesome God (Staunenswerten Gott)“, und der Frontmann der österreichischen Rockgruppe „Cardiac Move“ dankte demselben Gott, dass er ihn schon geliebt hat, bevor er selbst geboren wurde. Zwischen den musikalischen Auftritten hörten die jugendlichen Besucher außerdem persönliche Glaubenszeugnisse, etwa von der Schauspielerin Marie Scholz und dem englischen Ex-Gangster John Pridmore. Letzterer sagte unter anderem: „Es gab eine Zeit lang kaum einen Tag, an dem ich das Haus ohne Pistole verließ. Heute verlasse ich das Haus an kaum einem Tag ohne meinen Rosenkranz. Für mich steht es außer Frage, dass ich heute die weitaus stärkere Waffe mit mir trage.“

Als Hauptact trat schließlich der kalifornische Rapper Joe Melendrez auf, und forderte von allen „to make some noise for Jesus (Für Jesus laut zu werden)“. Er arbeitet als Jugendseelsorger an einer Highschool, ist jedoch durch seine imposanten Auftritte als katholischer Rapper bekannt geworden. So lieferte er zusammen mit DJ Wolf auch in Rosenthal wieder eine mitreißende Performance, brachte Zuschauer, aber auch die anwesenden Geistlichen auf die Bühne und ließ die Jugendlichen zu Sätzen wie „You are sacred (Du bist geheiligt)“ und „You are Lord above all things, you are God of everything, so our hearts cry out and sing: Your kingdom come! (Du bist Herr über alles, du bist Gott von allem, darum jauchzen unsere Herzen und singen: Dein Reich komme!)“ ausgelassen tanzen und feiern. „Mit der Katholischen Kirche verbindet man vor allem barocke Orgelmusik. Wir wollen hier aber zeigen, dass es auch katholischen Rock und Rap gibt, zu dem man als Jugendlicher ausrasten darf“, so beschrieb Pater Paulus in seiner Eröffnungspredigt die Intention dieses Festivals. Dieses Ziel dürfte er am Samstagabend sicher erreicht haben.

Bei aller Ausgelassenheit blieb der wesentliche Ankerpunkt immer im Blick. So etwa beim „Cross-Diving“: da wird ein mehrere Meter großes, erleuchtetes Kreuz auf den Händen der Zuschauer von der Bühne über die Köpfe der Menge weitergereicht. Was in weltlichen Konzerten der Künstler, ist hier das Zeichen des Gekreuzigten, das Zeichen der gläubigen Christen. So wurde der Gebetsteil des Abends eingeleitet. Dieser begann mit einem sehr intensiven Moment, als alle, die Minuten vorher noch am Springen und Singen waren, nun ruhig, mit einer Kerze in der Hand, den in einer prächtigen Monstranz auf der Bühne gezeigten Leib Christi schauten. Vielen wird hier klar, wer der wirkliche „Star“ des Abends ist und sie begleiten ihn in einer anschließenden Lichterprozession ins Innere der über 400 Jahre alten Wallfahrtskirche zur nächtlichen Anbetung.

Das Festival in Rosenthal war somit der Abschluss einer dieses Jahr erstmals in dieser Form gestalteten „GiG-Festival Tour“ – nach Stationen im Kloster Waghäusel und in Mindelstetten ein krönender Abschluss. Die durchweg ehrenamtlichen Helfer, die aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammenkamen, sind nach eigener Aussage „wahnsinnig happy, dass alles so ein Erfolg war, aber auch einfach kaputt nach einer langen und anstrengenden Woche“. Der unermüdliche Pater Paulus führt bereits die ersten Gespräche zur Organisation fürs nächste Jahr. Und die Künstler? Nun, Joe Melendrez sagte: „It was an incredible time being here in Germany, playing great concerts and seeing everybody being lit for Jesus. This whole week really was a blessing for me! (Ich hatte eine unfassbare Zeit in Deutschland, in der ich wunderbare Konzerte spielen und sehen durfte, wie alle von Jesus entzündet wurden. Diese ganze Woche war wirklich ein Segen für mich!).“

Mehr Infos unter: gigfestival.de

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Kirche

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28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig