Kein Protest, kein öffentliches Staunen regte sich, als der Dramatiker Botho Strauß 1991 in dem Essay „Der Aufstand gegen die sekundäre Welt“ die Welt der Kunst nahezu auf eine Stufe mit der Religion stellte: Kunstwerke mit Ikonen zu vergleichen, Versworte in die Nähe der Eucharistie zu rücken – darin konnte ein ebenso theologie- wie geschichtsfremder Politik- und Medienbetrieb nichts Verwerfliches oder Öffnendes erkennen. Der Nebel des Sekundären verstellte den Blick auf längst vergessene Gesichte, verlorene religiöse Gefühle. Nur ein „geheimes Erdbeben“ (Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz) fand statt – in katholischen Kreisen, im Verborgenen.
Leben
Worte aus der Schutzzone
Mit dem „Anschwellenden Bocksgesang“ sah Botho Strauß kurz nach der Wende die Konflikte unserer Zeit voraus – Die Empörung erwies sich als falsch. Von Stefan Meetschen