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Wider die Pornoflut

Die Porno-Industrie boomt und bedroht die Beziehungswelt vieler Menschen.
Suchtgefahr durch Pornografie
Foto: Marcus Brandt (dpa) | Bei Pornografie handele es sich um Material über sexuelle Handlungen, das darauf abziele, sexuell zu stimulieren. In der Stimulierung liegt die Gefahr.

Pornografie ist noch immer ein „Tabu-Thema“ in unserer Gesellschaft. Man müsse aber darüber reden, meint die Psychologin Dr. Christine W., die ihren Namen diskret behandelt wissen möchte, weil die Grenzen zwischen Pornoproduktion, Menschenhandel und Kindesmissbrauch fließend sind und die organisierte Kriminalität in diesem Bereich nicht zimperlich ist.  

Mit dem Siegeszug des Smartphones erlebt auch die Porno-Industrie einen unkontrollierten Aufschwung

Seit 2012, dem Jahr, in dem das Smartphone technisch so weit war, dass es im Konsumverhalten den Computer ablöste und weltweit zum „handlichen Artikel“, also auch in Kinder- und Jugendhand wurde, erlebt die Porno-Industrie einen nahezu unkontrollierten Aufschwung. Die erste Welle war mit dem Aufkommen des Internet schon Anfang der neunziger Jahre spürbar, erklärt Dr. W., aber mit dem internetfähigen Handy „erfolgte ein Quantensprung. Heute haben 85 Prozent der Jungen und 71 Prozent der Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren bereits pornografisches Material gesehen“.

Das Einstiegsalter liege bei zwölf Jahren, unabhängig von Familiensituation und Schulform. Die sich explosionsartig vergrößernde Industrie reiche in Deutschland mit ihren Umsätzen an die Autoindustrie heran. Man könne durchaus von einer drohenden Suchtepidemie sprechen. Allerdings werde Pornografie-Abhängigkeit offiziell nicht als Sucht anerkannt, „obwohl sie sämtliche Kriterien psychischer Krankheiten erfüllt“.

Konsum kann in der Ausschaltung des freien Willens enden

Pornografie ist eben eine Definitionsfrage. Die gängige Definition lautet: Bei Pornografie handele es sich um Material über sexuelle Handlungen, das darauf abziele, sexuell zu stimulieren. In der Stimulierung liegt die Gefahr. Sie verlange bei anhaltendem und dauerhaftem Konsum eine immer höhere Dosierung und ende in der Ausschaltung des freien Willens, eben in der Sucht.

Wie sich Porno-Konsum auf die Beziehungswelt und auf die Bindungs- und Empathiefähigkeit des Menschen auswirkt, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Tagespost vom 11. Oktober. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

DT/bwi

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