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Wahrheit und Demokratie

Die herrschende Elite der westeuropäischen Gesellschaft ist davon überzeugt, die „Wahrheit“ erkannt zu haben. Umso wichtiger ist es, den guten Geist der streitbaren Demokratie zu retten. Diese These vertritt David Engels in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“.
Denker
Foto: dpa | Es lohnt sich, über die Wahrheit nachzudenken und zu streiten.

Die herrschende Elite der westeuropäischen Gesellschaft ist davon überzeugt, die „Wahrheit“ erkannt zu haben. Was von der Demokratie noch übrig ist, dient nicht mehr der Grundsatzdiskussion, sondern der Durchsetzung dieser „Wahrheit“. Umso wichtiger ist es, den guten Geist der streitbaren Demokratie zu retten. Diese These vertritt David Engels, Professor für Römische Geschichte an der Freien Universität Brüssel, in einem Essay in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 29. März.

Er meint, es sei gerade jetzt wichtig, „so viel wie möglich von dem guten Geist streitbarer und respektvoller Demokratie über jene Zeit hinauszuretten. Das geht nur durch das Engagement des Einzelnen: Nur wer sein Recht auf freie Meinungsäußerung und die Bereitschaft zur Debatte selbst mit dem politischen Erzfeind mit Zähnen und Klauen verteidigt und sich gleichermaßen von den Einschüchterungen der Denunzianten wie von der Versuchung des Opportunismus befreit, wird eines Tages Vorbildwirkung für die kommenden Generationen entwickeln können, welchen der Wiederaufbau des rapide verfallenden Westens anvertraut werden wird“.

Dass ein aufrichtiges Ringen um die Wahrheit für die demokratische Kultur unerlässlich ist, hat auch Papst Benedikt in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag im September 2011 deutlich ausgesprochen, als er vor einer Durchsetzen der Mehrheitsmeinung gegen die Würde des Menschen  warnte. Die Wahrheit liegt für ihn jenseits der Mehrheit. Sie ist nicht mehrheitsabhängig und manchmal – entsprechend widriger historischer Umstände – auch nicht mehrheitsfähig. Die „Versuchung des Opportunismus“, von der David Engels spricht, ist groß. Die negativen Folgen, die zu erwarten sind, wenn man ihr nachgibt und damit eine „ideologische Polarisierung unserer Gesellschaft“ zulässt, aber nicht weniger.

Den ausführlichen Essay von David Engels lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 29. März.

DT / Josef Bordat

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